Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): e17
DOI: 10.1055/s-0043-1769824
ABSTRACTS | MGFG

Spontanpartus bei maternaler kongenitaler rechtsseitiger Zwerchfellhernie mit Thoraxleber

A. M. Eschenbach
,
E. Pecqueux
,
P. Wimberger
,
C. Birdir
 

Wir berichten von einem Fall, in dem sich eine Patientin mit rechtsseitiger Zwerchfellhernie zur Geburtsplanung vorstellte und im Verlauf spontan entband.

Fallvorstellung Die Vorstellung der 37-jährigen Erstgravida erfolgte erstmalig in 37+0 SSW zur Geburtsplanung aufgrund der vorliegenden rechtsseitigen Zwerchfellhernie. Diese ist 19 Jahre zuvor nach auffälligem Auskultationsbefund durch eine CT und MRT diagnostiziert worden. Die Patientin bot keine weiteren Nebendiagnosen, befand sich in einem guten Allgemeinzustand und war schwangerschaftstypisch belastbar mit minimaler Belastungsdyspnoe. Sonographisch zeigte sich ein SGA-Fet mit normalen Dopplerwerten. Zur weiteren Diagnostik erfolgte die stationäre Aufnahme.

Mittels MRT und Abdomensonografie ließ sich eine Interposition der Leber und Gallenblase bis auf Höhe der Fossa axillaris mit 8 cm großem Defekt des rechten Zwerchfells und mit minimaler Mediastinalverlagerung nach links darstellen.

Durch die Chirurgen wurde keine Kontraindikation zur Spontangeburt festgestellt. Bei zunehmender Belastungsdyspnoe wurde jedoch initial die Indikation zur primären Sectio gestellt.

Einige Tage darauf kam es jedoch zum vorzeitigen Blasensprung mit kräftiger Wehentätigkeit. Bei Kreißsaalaufnahme zeigte sich eine Muttermundseröffnung von 8 cm. Bei kardiopulmonal stabiler Patientin mit unauffälliger Sauerstoffsättigung entschieden wir gegen eine sekundäre Sectio. Es kam zum komplikationslosen Spontanpartus.

Die Entlassung erfolgte am dritten postpartalen Tag in gutem Allgemeinzustand.

Drei Monate postpartal führen wir eine MRT-Verlaufskontrolle durch. Es konnte keinerlei durch den Spontanpartus bedingte Befundveränderung, insbesondere keine Vergrößerung des Zwerchfelldefekts oder der Organverlagerung festgestellt werden. Eine Indikation zur operativen Korrektur bestand bei kardiopulmonal stabilem Zustand nicht.

Diskussion Auch wenn im vorliegenden Fallbeispiel der Verlauf von Schwangerschaft und Geburt komplikationslos waren, so kann eine vorbestehende Zwerchfellhernie, bedingt durch im Laufe der Schwangerschaft ansteigenden intraabdominalen Druck, potentiell zu schwerwiegenden Notfällen führen.

Akut symptomatische Zwerchfellhernien präsentieren sich insbesondere mit Emesis, Thorax- und Bauchschmerzen sowie Dyspnoe und können über respiratorisches Versagen durch Lungenkompression mit Mediastinalshift auch zum Versterben der Patienten führen.

In den publizierten Fallberichten erfolgte die Entbindung meist per Kaiserschnitt vor, nach oder simultan zur operativen Therapie der Zwerchfellhernie.

Unser Fallbericht zeigt, dass bei kardiopulmonal stabiler Mutter mit kongenitaler rechtsseitiger Zwerchfellhernie nicht zwingend ein Kaiserschnitt durchgeführt werden muss. Aufgrund der möglichen schwerwiegenden akuten Komplikationen mit Notwendigkeit sofortiger chirurgischer Intervention sollte die Patientin jedoch schon in der Frühschwangerschaft an ein Perinatalzentrum angebunden und die Entbindung dort geplant werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Juni 2023

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