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DOI: 10.1055/s-0043-1769413
Rolle der Versorgungsstufe einer Entbindungsklinik für das Folgerisiko nach Asphyxie Reifgeborener Kinder – eine Auswertung der Netzwerkkliniken der Neonatologie Heidelberg
Hintergrund Ein erheblicher Teil der Neugeborenen in Deutschland kommen in Geburtskliniken ohne Kinderklinik (Versorgungsstufe IV-Kliniken) zur Welt (outborn-Kinder). In einer Notfallsituation muss die Primärversorgung durch das Team vor Ort (Gynäkologe, Anästhesist) übernommen werden, bis ein Pädiater/Neonatologie von extern hinzukommt. Die schwere hypoxisch-ischämische Encephalopathie (Asphyxie) ist eine der Hauptursachen für perinatale Morbidität und Mortalität bei Reifgeborenen. Ob die Prognose bei Asphyxie von der Versorgungsstufe der Entbindungsklinik abhängt ist unklar.
Frage Haben outborn-Kinder mit HIE in den Netzwerkkliniken der Neonatologie Heidelberg ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf oder erhöhte Sterblichkeit im Vergleich zu Kindern, die im Perinatalzentrum Stufe I (Versorgungsstufe I) zur Welt kommen?
Methoden Analysiert wurden die Geburtsjahrgänge 2012 bis 2022 der Geburtskliniken und des Perinatalzentrums des Netzwerks der Neonatologie Heidelberg. In die retrospektiven Kohortenanalyse eingeschlossen wurden alle Kinder mit einem Reifealter über 35+6 Schwangerschaftswochen, die in der Klinik für Neonatologie Heidelberg mit Diagnose Asphyxie (P21.9) behandelt wurden. Es erfolgte die Auswertung nach Auftreten von Krampfanfällen (P90) und Tod in der Neonatalzeit.
Ergebnisse Von 100131 Geburten im gesamten Netzwerk wurden 77137 in den Geburtskliniken geboren (77%). 117 Kinder wurden im Perinatalzentrum aufgrund einer Asphyxie behandelt (0,12%). Nabelarterieller pH (mean 6,89 vs. 6,9) und Baseexcess (-16,15 vs. -17,3) unterschieden sich nicht zwischen inborn- und outborn-Kindern. Der Anteil an Kindern mit Krampfanfällen war in der outborn-Gruppe um 36% gegenüber inborn-Kindern erhöht. Die Wahrscheinlichkeit für Krampfanfälle war für outborn-Kinder 1,5fach höher (OR 1,55 (0,68 – 3,50), p=0,29), wenn auch nicht signifikant. Auch die Sterblichkeit der outborn-Kinder mit Asphyxie war 9% höher und einer Wahrscheinlichkeitserhöhung von OR 1,47 (0,63 -3,43) (p 0,37).
Diskussion und Schlussfolgerung Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Neugeborene, die nicht primär eine Versorgung in einem Perinatalzentrum erhalten, ein höheres Risiko haben, schwerere Folgen durch eine Asphyxie erfahren. Dies deckt sich mit Daten aus Frankreich und den USA die zeigen, dass die Zeit bis zur Einleitung einer Kühltherapie bei outborn-Kindern signifikant verlängert war und outborn-Kinder häufiger Krampfleiden zeigten. Die Versorgung von Kindern in Geburtskliniken muss weiter untersucht werden.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023
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