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DOI: 10.1055/s-0043-1769063
Gestörte Hypophysen-Schilddrüsen-Achse und niedriges freies Triiodthyronin sind Risikofaktoren für Mortalität in Patient_innen mit Leberzirrhose
Hintergrund Niedriges freies Triiodthyronin (fT3) wurde in der Vergangenheit in Patient_innen mit Leberzirrhose beschrieben. In dieser Studie wurde die Hypophysen-Schilddrüsen-Achse und die prognostische Wertigkeit von niedrigem fT3 untersucht.
Methoden Patient_innen mit fortgeschrittener Lebererkrankung (ACLD; Lebersteifigkeit von ≥10kPa oder hepatovenöser Druckgradient [HVPG] ≥6mmHg), die sich zwischen 04/2007 und 09/2022 einer HVPG-Messung unterzogen, wurden inkludiert. Folgende klinische Stadien wurden definiert: wahrscheinliche ACLD (wACLD): Lebersteifigkeit ≥10kPa und HVPG <6mmHg; S0: subklinische portale Hypertension (PH; HVPG 6-9mmHg); S1: signifikante PH ohne Varizen; S2: Varizen ohne Dekompensation; S3: stattgehabte Varizenblutung; S4: stattgehabte Nicht-Blutungsdekompensation; S5: ≥2 stattgehabte Dekompensationsevents.
Resultate Insgesamt wurden 648 Patient_innen mit ACLD (medianes Alter: 54,7 Jahre; 65.9% männlich) eingeschlossen. Davon waren 316 kompensiert (wACLD: n=31; S0: n=35; S1: n=85; S2: n=165), und 332 dekompensiert (S3: n=33; S4: n=170; S5: n=129).
Die medianen TSH-Level (wACLD: 1,3µIU/mL bis S5: 1,7µIU/mL; p<0.001) stiegen mit zunehmendem ACLD-Stadium an, während fT3 abnahm (wACLD: 3,2pg/mL bis S5: 2,5pg/mL; p<0,001) und freies Thyroxin (fT4) unverändert blieb (p=0,368). Niedrige fT3-Level wurden in 38 Patient_innen gemessen wobei diese häufiger dekompensiert waren (kompensiert: 7,0% vs. dekompensiert: 17,2%; p=0,009)
Korrelationen zwischen fT3 und ACLD-Schwere (Child-Score; ρ=-0,52), endothelialer Dysfunktion (von-Willebrand-Faktor Antigen; ρ=-0.36), PH (HVPG; ρ=-0.30), sowie Inflammation (CRP; ρ=-0.35) wurden beobachtet. CRP (pro mg/dL) korrelierte in einer multivariaten linearen Regression (Adjustierung für HVPG, Child-Score, Kreatinin) unabhängig mit TSH (aB: 0,49; p<0,001) und fT3 (aB: -0,21; p=0,016).
Niedriges fT3 war verbunden mit höherem Risiko für akut-auf-chronisches Leberversagen (ACLF; aHR: 4,7; p=0,004) und leberbezogene Mortalität (aHR: 5,5; p<0,001), mit ätiologischer Heilung, hepatozellulärem Karzinom, Lebertransplantation und nicht-leberbezogener Mortalität als berücksichtigte konkurrierende Risiken.
Zusammenfassung Mit zunehmender Krankheitsschwere kommt es in Patient_innen mit ACLD zu einer Einschränkung der Hypophysen-Schilddrüsen-Achse, ähnlich einem low-T3-Syndrom (also Euthyroid Sick Syndrom). fT3 war assoziert mit Schlüsselmechanismen der ACLD-Krankheitsprogression, vor allem mit systemischer Inflammation. Niedriges fT3 ist ein unabhängiger Risikofaktor für ACLF und leberbezogenen Tod.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2023
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