RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0043-1768873
Ärztliches „Sich Zeit nehmen“ befürwortet – Erste Ergebnisse der WAVES-Studie im Rahmen der Diagnosemitteilung Brustkrebs
Einleitung „WAVES“ (Wechselseitiger Patienten-Arzt-Austausch in der Versorgung bei Brustkrebs mit dem Ziel der gemeinsamen Erarbeitung neuer Patienten-orientierter Strukturen) ist die erste im Rahmen des BZKF (Bayerisches Zentrum für Krebsforschung mit Beteiligung aller 6 Universitätsklinika) geförderte Studie zum Thema Brustkrebs.
Material und Methodik Primäres Ziel ist die Beleuchtung aktueller Versorgungsstrukturen bei Brustkrebs mit speziellem Fokus auf Patientenkommunikation. Mit Hilfe eigens sowohl für Patient:innen als auch Ärzt:innen und erstmalig gemeinsam von Patientenselbsthilfegruppen mit Ärzt:innen, onkologischen Pflegekräften, BreastCare Nurses, Psycholog:innen, Psychiater:innen und Kolleg:innen der Psychosomatik wie auch Kommunikationsspezialist:innen entwickelten Fragebögen sollen einzelne Punkte zu Erlangung langfristiger Ziele beleuchtet werden. Letztere inkludieren v.a. die Erarbeitung eines verbesserten Patient:innen-zentrierten und auch dem Zeitmanagement von Ärzt:innen gerecht werdenden Versorgungskonzepts bei Brustkrebs. Diese Präsentation umfasst erste Ergebnisse einer Zwischenauswertung zum Erleben des Erstgesprächs aus Sicht der Patient:innen.
Ergebnisse Die Analyse bezieht sich auf die ersten 585 Teilnehmer:innen. Die Gesprächszeit bei Diagnosemitteilung divergierte stark: 10 Minuten (20,5 %), 15 Minuten (20,5 %), 20 Minuten (19,4 %), 30 Minuten (17,7 %) und >30 Minuten (14,7 %). 7,3% machten keine Angabe zur Dauer.
Der Anteil an Patient:innen, die die Gesprächszeit als „genau richtig“ angaben, stieg mit zunehmender Aufklärungs-Gesprächsdauer an. Während nur 14,5% der Patient:innen eine Gesprächsdauer von 10 Minuten „genau richtig“ empfanden, stieg der Anteil bei 20 Minuten auf 54,5% (p<0,001). Dauerte das Gespräch mehr als 30 Minuten, beurteilten mit 88,2% signifikant mehr Patient:innen die Dauer als „genau richtig“ als bei 10 bzw. 20 Minuten (beide p<0,001). Vorherrschende Gefühle im Zusammenhang mit der Mitteilung der Diagnose waren Schock (56,9%), Angst (40,1%) sowie Hilflosigkeit (26,6%).
Zusammenfassung Erste Ergebnisse der WAVES-Studie bestätigen die Annahme einer deutlich höheren Zufriedenheit von Patient:innen im Zusammenhang mit der Mitteilung der Erstdiagnose Brustkrebs, wenn sich die Ärztin / der Arzt Zeit dafür nahm, im Idealfall mindestens 30 Minuten. Der Bedarf an verbesserter Kommunikation hinsichtlich eines angemessenen Zeitrahmens für die Diagnoseübermittlung bei Brustkrebs-Erkrankten wird damit klar aufgezeigt. Diese Daten bieten die Grundlage für eine mögliche Umstrukturierung in der Behandlung Brustkrebs-Erkrankter, die bisher in der aktuellen Vergütungsstruktur nicht abgebildet ist. Die Studie rekrutiert weiterhin.
Fördermittel
Funding-Source: Bayrisches Zentrum für Krebsforschung (BZKF)
Funding-Statement: 250.000 Euro (2021-2024)
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany