Die Autofluoreszenz der Augenlinse als frühzeitige Diagnostik für die Entwicklung von diabetischen Spätschäden

Fragestellung Der Diabetes mellitus (DM) führt zu mikrovaskulären und neurodegenerativen Komplikationen. Die Identifizierung von Patienten mit hoher Suszeptibilität für Spätschäden ist notwendig, um frühzeitig therapeutisch intervenieren zu können. Ob und in welchem Lebensalter die Bestimmung der Autofluoreszenz der Linse (AFL) in der DM Diagnostik von Nutzen sein könnte, wurde in dieser Studie untersucht.

Methodik Die AFL wurde mithilfe des ClearPathDS-120 (Freedom Meditech) gemessen, daneben Blutglukose, HbA1c und Body-Mass-Index. Untersucht wurden 7 Probanden (24±3 Jahre), 5 Patienten mit Typ1 DM (23±3 Jahre), eine Kohorte mit 74 Probanden (25±8 Jahre), 9 Patienten mit Katarakt (76±5 Jahre) und 6 Patienten mit Katarakt und Typ2 DM (76±8 Jahre).

Ergebnisse Eine Korrelation von AFL und Alter konnte bei den jungen gesunden Probanden (r2=0,83, p=0,012) und in der Kohorten Studie (r2=0,64, p< 0,0001) nachgewiesen werden, zeigte sich aber nicht zum HbA1c. Bei Typ1 DM Patienten korrelierte die AFL mit Diabetesdauer (r2=0,92, p=0,011) und HbA1c (r2=0,62, p=0,12) und stieg innerhalb von 18 Monaten signifikanter an als bei den Probanden (p=0,0484). Bei älteren Patienten mit Katarakt korreliert die AFL nicht mit dem Alter und war bei Typ2 DM Erkrankung nur tendenziell (p=0,14) erhöht.

Schlussfolgerungen Die AFL nimmt in der dritten Lebensdekade signifikant mit dem Alter zu. Da die Kristalline und somit ihre Glykierung lebenslang erhalten bleiben, stellt die AFL ein Langzeitgedächtnis für Phasen der Stoffwechselentgleisung dar. In hohem Lebensalter mit Kataraktmanifestation hat sie keine diagnostische Trennschärfe mehr. Bei jungen Patienten und in der Verlaufskontrolle kann die AFL aber eine wertvolle Ergänzung in der Routinekontrolle von DM Patienten sein.

Publication History

Article published online:
02 May 2023