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DOI: 10.1055/s-0043-1766986
Mewing als mögliche Ursache von Speicheldrüsenzysten
Einleitung Der englische Begriff ,Mewing‘ bezeichnet eine orthotropische Gesichtsübung, die einer Malokklusion entgegenwirken soll. über einen konstanten Druck der Zunge gegen den Gaumen soll eine Erweiterung des Kiefers und damit eine verbesserte Zahnstellung erreicht werden. Das Mewing gewinnt insbesondere bei jungen Menschen Popularität, die sich hierdurch entsprechend ihres Schönheitsideals eine stärker definierte Kieferlinie erhoffen.
Kasuistik Ein 16-jähriger männlicher Patient stellte sich mit einer seit ca. drei Monaten bestehenden, langsam progredienten indolenten Raumforderung submental rechts vor. Der Patient litt an einer Dysmorphophobie, in deren Rahmen er zunehmend unzufrieden mit seiner Gesichtsästhetik sei und daher das Mewing täglich für mehrere Stunden praktiziere.
Ergebnisse In der HNO-ärztlichen Untersuchung fand sich eine prallelastische, indolente Raumforderung in Level Ib, die sich sonographisch zystisch darstellte und mit 45x20x23mm ausgemessen wurde. Das Durchführen der Mewingübung führte zu einer Größenzunahme der Zyste. Die Zyste stand in Lagebeziehung zur Gl. submandibularis sowie dem mäßig dilatierten Whartongang und kommunizierte mit der Gl. sublingualis. Die Zyste und GL. sl. wurden operativ entnommen und der Whartongang rekonstruiert. Der pathologische Befund zeigte keine Auffälligkeiten, der postoperative Verlauf gestaltete sich regelrecht. Der Patient ist in kinderpsychiatrischer Behandlung.
Schlussfolgerung Der vermutete Zusammenhang zwischen der Entstehung der Zyste und dem exzessiven Mewing bleibt unbewiesen, scheint aber durch die intraglanduläre Druckerhöhung bei Durchführung der übung möglich. Unserer Kenntnis nach ist dies der erste Fallbericht einer mit exzessivem Mewing assoziierten Störung der Speicheldrüsen.
Publication History
Article published online:
12 May 2023
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany