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DOI: 10.1055/s-0043-1766943
“Unstillbares” Nasenbluten
Kasuistik Notfallmäßig wurde uns ein 59-jähriger Patient mit unstillbaren Nasenbluten verlegt. Vorangegangen waren zwei operative Versuche die Epistaxis mittels Verödung im Bereich der Arteria sphenopalatina beidseits sowie mittels Anlage einer Bellocq-Tamponade zu stillen. Es wurden dort insgesamt 8 Erythrozytenkonzentrate transfundiert. Nach übernahme wurde der Patient sofort in Inubaktionsnarkose (ITN) versorgt. Intraoperativ zeigte sich eine kreisrunde, pulsierende Schlaumhautläsion am Clivusboden. Nach Sondierung entstand der Eindruck einer knöchernen Arrosion am übergang von der Epipharynxhinterwand zum Clivus. Es erfolgte die Defektdeckung mit Tabotamp und die Tamponade der Nasenhaupthöhle beidseits. Im anschließend durchgeführten Schädel-CT und Schädel-MR-Angio in ITN zeigte sich ein ausgedehnter destruierender Prozess im Bereich des Nasopharynxdach links mit knöcherner Arrosion der angrenzenden Schädelbasis und Bildung eines 34 mm x 22 mm messenden Pseudoaneurysmas der Arteria carotis interna links. Das Aneurysma wurde gecoilt und es kam zu keiner erneuten Blutung. Biopsien zeigten eine granulierende ulzeröse Entzündung. Unter resistenzgerechter Antibiose mit Imipinem und Cilastatin besserte sich der Allgemeinzustand des Patienten schnell und er konnte in eine Rahabilitationsklinik zurückverlegt werden. In der Kontroll CT- und MRT Untersuchung 3 Monate später zeigte sich der Befund der Schädelbasis ohne weiteren Progress.
Fazit Das Pseudoaneurysma der Arteria carotis interna ist eine seltene aber lebensbedrohliche Ursache für unstillbares Nasenbluten. Eine pulsierende Blutung im Epipharynxdach mit tastbarem knöchernen Defekt der Schädelbasis waren in unserer Kasuistik die wegweisenden Befunde zur weiteren Schnittbilddiagnostik.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
27. Juni 2023
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany