Laryngorhinootologie 2023; 102(S 02): S139
DOI: 10.1055/s-0043-1766879
Abstracts | DGHNOKHC
Pädiatrische HNO-Heilkunde

Neugeborenen-Hörscreening: Sind fortbestehend kontrollbedürftige TEOAE bei nachweisbaren AABR als Hinweis für einen falsch-negativen-Screeningbefund zu werten?

Anke Travniczek
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Schwerpunkt Phoniatrie und Pädaudiologie, Klinik für HNO-Heilkunde
,
Timo Stöver
2   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Klinik für HNO-Heilkunde
,
Sabine Kramer
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Schwerpunkt Phoniatrie und Pädaudiologie, Klinik für HNO-Heilkunde
› Author Affiliations
 

Einleitung Neugeborene (NG) mit dem Befund TEOAE-refer/AABR-pass in dem von Geburtskliniken zumeist verwendeten 2-stufigen Protokoll werden ohne weitere Kontrolluntersuchung entlassen. Es stellen sich jedoch immer wieder NG mit o.g. Befund in Follow Up-Kliniken vor, die weitere Kontrollscreenings und letztendlich eine BERA zum Ausschluss eines cochleären Hörverlusts erhalten. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, den Anteil cochleärer Hörverluste bei NG mit diesem Ausgangsbefund zu ermitteln.

Methoden Zwischen 08/2012 und 08/2022 wiesen in unserer Klinik 344 NG, bei Erstvorstellung <6 Monate alt, nach einem 2-stufigen TEOAE/AABR-Screening den Befund TEOAE-refer/AABR-pass auf. Von diesen Kindern mit persistierend auffälligem Befund in den folgenden Kontrollscreenings wurden 36 (10,5 %, 36/344) einer BERA zugeführt. Davon zeigten 11 Kinder eine auffällige und 25 eine unauffällige BERA.

ErgebnisseBei 11 Kindern (3,2 %, 11/344) mit TEOAE-refer/AABR-pass zeigte sich innerhalb des 1. Lebensjahres ein cochleärer Hörverlust.

Diskussion Bei einer sehr geringen Anzahl von NG mit dem Anfangsbefund TEOAE-refer/AABR-pass im Neugeborenen-Hörscreening zeigte sich im Verlauf des 1. Lebensjahres ein cochleärer Hörverlust. Im Hinblick auf knappe pädaudiologische Ressourcen besteht hier ein praktisches Umsetzungsproblem mit hohem Konfliktpotential: Einerseits muss eine erhebliche Dunkelziffer an NG mit o.g. Befund existieren, die derzeit kein Follow-Up durchlaufen. Andererseits sollte bei allen Kindern die Entwicklung eines cochleären Hörverlusts im 1. Lebensjahr, auch über das Neugeborenen-Hörscreening hinaus, frühzeitig diagnostiziert und versorgt werden. Größere Fallzahlen sind nötig, um diese Befundkonstellation als Hinweis für falsch-negative Screeningergebnisse heranziehen zu können.



Publication History

Article published online:
12 May 2023

Georg Thieme Verlag
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