Verändert die Einführung eines präoperativen Gerinnungsbogens die Nachblutungsrate nach Laser-Tonsillotomie?

Einleitung Zur Prävention einer eventuell lebensbedrohlichen Nachblutung nach Tonsillotomie (TO) im Kindesalter wurde im Jahr 2006 eine gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie & Intensivmedizin sowie Kinder- & Jugendmedizin und HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie publiziert. Es sollte im Rahmen der präoperativen Vorbereitungen auf die routinemäßige Blutentnahme verzichtet und stattdessen ein standardisierter Gerinnungsbogen (GB) zur Abklärung einer Gerinnungsstörung (GS) durchgeführt werden. Bei auffälligem GB, besteht die Indikation zur Gerinnungsdiagnostik (GD).

Material und Methoden In dieser unizentrischen, nicht randomisierten, retrospektiven Studie wurden die Nachblutungsrate nach TO und Re-TO ohne (2011 bis Anfang 2014) und mit (Anfang 2014 bis 2018) Einsatz eines GB miteinander verglichen. 1149 Kinder im Alter von einem bis einschließlich sechs Jahren wurden in die statistische Auswertung aufgenommen um zu prüfen, ob die Einführung des GB Anfang des Jahres 2014 die Nachblutungsrate nach TO und Re-TO reduzieren konnte.

ErgebnisseVon den 1149 Kindern hatten 52,83% einen GB und 47,17% keinen GB. Ohne GB bestand eine Nachblutungsrate von 0,55% und mit GB von 0,66%. Entsprechend lag die Sensitivität des GB bei 0%, die Spezifität bei 82,42%, der positive prädiktive Wert bei 0% und der negative prädiktive Wert bei 99,2%. 106 (17,5%) GB waren auffällig und es erfolgte 96 GD, 93 hiervon waren unauffällig und drei ergaben einen gesicherten milden Typ 1 von-Willebrand-Syndrom.

SchlussfolgerungenDie Einführung eines GB erlaubt die Frühdiagnostik einer GS, jedoch hat keinen Einfluss auf die Nachblutungsrate und kommt somit seiner ursprünglichen Funktion nicht nach.

Dr. med. Peter Kress, Chefarzt HNO, Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen, Trier, Deutschland

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Article published online:
12 May 2023