Auswirkungen einer prätherapeutischen Tumorboardvorstellung auf das überleben bei Mundhöhlenkarzinomen

Einleitung Die prätherapeutische Vorstellung in einem multidisziplinären Kopf-Hals-Tumorboard (KHT) gehört zum Standard in zertifizierten Tumorzentren. In dieser Studie soll geklärt werden, ob sich daraus ein überlebensvorteil für Patient*innen mit Mundhöhlenkarzinom (MHK) ergibt.

Material und Methoden Retrospektive Studie aller primären MHK-Fälle, welche im Zeitraum von 01/2010 – 12/2020 am Universitätsklinikum Freiburg behandelt wurden. Unterteilung anhand prätherapeutischer Vorstellung im KHT (bis 12/2014 fakultativ).

Ergebnisse Insgesamt konnten 617 Patient*innen mit MHK eingeschlossen werden, die im Universitätsklinikum Freiburg behandelt wurden, davon wurden 385 prätherapeutisch vorgestellt (62,5%). Zwischen den Gruppen zeigten sich signifikante Unterschiede mit höherem Alter bei Erstdiagnose sowie höheren T-, N- und UICC-Stadien in der Gruppe mit KHT. Es zeigte sich jedoch für das Gesamt- (OS) (45,2 vs. 48,3 Monate, p>0,05) und das rezidivfreie (DFS) überleben kein statistisch signifikanter Unterschied bei prätherapeutischer Tumorboardvorstellung. Es zeigt sich hingegen ein statistisch signifikant verzögerter Therapiebeginn durch das Tumorboard (20 vs. 33 Tage, p<0,001). Schlussfolgerung/

Diskussion Eine prätherapeutische Vorstellung im interdisziplinären Tumorboard brachte in dieser Studie keinen Vorteil für das OS und das DFS und war gleichzeitig unabhängig vom UICC-Stadium bei Erstdiagnose. Einschränkend sind höhere T- und N-Stadien sowie ein höheres Alter bei Erstdiagnose bei den Patienten aus der Gruppe mit prätherapeutischer Tumorboardvorstellung zu nennen. Bei gleichem überleben trotz unterschiedlichen Tumorstadien in beiden Gruppen scheinen vorwiegend Patient*innen mit fortgeschrittenen Tumorstadien von einer multidisziplinären Therapieempfehlung zu profitieren.

Publication History

Article published online:
12 May 2023