Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(04): e3
DOI: 10.1055/s-0043-1766397
Abstracts | AGO der OEGGG

Kombinierte Chemo- und Immuntherapie bei fortgeschrittenen oder rezidivierten, PD-L1 positiven Vaginal- und Vulvarkarzinomen – eine Fallserie

1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
,
T Bartl
1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
,
F Oberndorfer
2   Klinisches Institut für Pathologie, Medizinische Universität Wien
,
L Müllauer
2   Klinisches Institut für Pathologie, Medizinische Universität Wien
,
D Cacsire Castillo-Tong
1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
,
C Grimm
1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Systemtherapie fortgeschrittener oder rezidivierter Vaginal- und Vulvakarzinome wird aufgrund der limitierten Evidenz zumeist in Analogie des Zervixkarzinoms durchgeführt. Platinbasierte Chemotherapien zeigen bei Patientinnen mit Vaginal- und Vulvakarzinomen jedoch nur eingeschränkte Ansprechraten. Checkpointinhibitoren weisen eine vielversprechende klinische Wirksamkeit in der Monotherapie des Vulvakarzinoms auf; analog zu den positiven Ergebnissen der KEYNOTE-826 Studie des Zervixkarzinoms könnte eine kombinierte Chemo- und Immuntherapie auch für Vaginal- und Vulvakarzinome eine Therapieoption darstellen.

Material und Methoden Die vorliegende Fallserie beschreibt den klinischen Verlauf jeweils zweier Patientinnen mit PD-L1 positivem, rezidiviertem Vulva- bzw. Vaginalkarzinom, die analog zur KEYNOTE-826 eine kombinierte Chemo- und Immuntherapie (Carboplatin AUC 5 + Paclitaxel 175mg KOF +/– Bevacizumab 15mg/kg KG + Pembrolizumab 200mg 3qw fixed-dose) erhielten [1]. Das Therapieansprechen wurde nach iRECIST mittels CT-Thorax/Abdomen dokumentiert. Alle Tumore wurden mittels TruSight Oncology 500 Assay sequenziert und eine Tumor Mutational Burden (TMB)-Analyse und eine HPV-Typisierung durchgeführt.

Ergebnisse Die Vierfach-Kombinationstherapie mit Pembrolizumab zeigte sich für alle Patientinnen ohne Hinweise auf immunassoziierte Nebenwirkungen gut verträglich. Alle Tumore waren Mikrosatelliten-stabil und zeigten eine niedrige TMB (<10 Mutationen/ Megabase). Drei Patientinnen waren HPV-positiv, ein Vulvakarzinom mit Lichen Sclerosus assoziiert.

Drei Patientinnen (75.0%) erhielten alle geplanten sechs Zyklen Carboplatin/Paclitaxel, eine Patientin (25.0%) verstarb in Folge eines ausgedehnten Progresses (PD, N. vaginae, PEC) nach 3 Zyklen.

Im Restaging zeigte sich nach 4 Zyklen ein partielles Ansprechen (PR, N. vulvae, PEC, HPV negativ), eine stabile Erkrankung (SD, N. vaginae, PEC) und eine unbestätigte Progression („immune unconfirmed“ PD, N. vulvae, adenosquamös). Eine Patientin (25.0%, initial PR) ist weiterhin in Remission und erhält Pembrolizumab/ Bevacizumab als Erhaltungstherapie (PFS 4 Monate), zwei Patientinnen (50.0%) rezidivierten nach 7 (initial uPD) bzw. 8 Monaten (initial SD).

Zusammenfassung Die Zugabe von Pembrolizumab zur platinbasierten Kombinationschemotherapie mit Bevacizumab zeigt sich für Patientinnen mit Vaginal- und Vulvakarzinomen klinisch gut verträglich. Eine weiterführende klinische Evaluierung der Therapiekombination erscheint vielversprechend.



Publication History

Article published online:
05 April 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany