Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0043-1762785
Verbreitung von Zahnversiegelungen bei Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt – Bewertung des Prophylaxe-Potenzials und Ableitung eventueller Handlungsbedarfe
Problemstellung Die Zahngesundheit der bleibenden Zähne von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren zwar stetig verbessert, hat aber immer noch nicht den Bundesdurchschnitt erreicht. Zur Verbesserung der Zahngesundheit trägt auch die Individualprophylaxe und als Teil davon die Versiegelung kariesfreier Fissuren und Grübchen der bleibenden Molaren bei. Allerdings zeigt sich in den letzten Jahren eine geringere Inanspruchnahme der Fissurenversiegelungen in Sachsen-Anhalt, obwohl deren kariespräventiver Effekt durch zahlreiche Arbeiten belegt ist.
Ziel Vor diesem Hintergrund soll die Verbreitung der Fissurenversiegelungen der bleibenden Molaren bei zehn- bis 15-jährigen Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt näher beleuchtet werden. Deren Prophylaxe-Potenzial soll bewertet und eventuelle Handlungsbedarfe abgeleitet werden.
Methodik Um die Verbreitung der Fissurenversiegelungen der bleibenden Molaren bei zehn- bis 15-jährigen Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt zu untersuchen, wird eine quantitative Analyse der zahnärztlichen Daten von Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Die Daten werden im Rahmen der jährlichen zahnärztlichen Untersuchung und Gruppenprophylaxe gewonnen, die von den Kinder- und Jugendzahnärztlichen Diensten der Gesundheitsämter ausgeführt wird. Im Anschluss werden die Ergebnisse diskutiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet.
Ergebnisse Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit mindestens einer Versiegelung nimmt in Sachsen-Anhalt vom Schuljahr 2007/2008 bis zum Schuljahr 2019/2020 immer weiter ab. Im Schuljahr 2019/2020 haben weniger als die Hälfte der untersuchten zehn- bis 15-jährigen Mädchen und Jungen mindestens eine Versiegelung an den bleibenden Zähnen. Währenddessen bleibt die mittlere Anzahl versiegelter Zähne bei Kindern mit Versiegelung konstant bei rund vier Zähnen. Es gibt keine großen Geschlechtsunterschiede, aber es zeigen sich Unterschiede bezüglich der Schulform, der Trägerschaft der Schule und bezüglich der Untersuchungsregion. Förderschüler haben jeweils den geringsten Anteil bzw. die geringste mittlere Anzahl an Versiegelungen, Gymnasiasten weisen die höchsten Anteile und Mittelwerte bezüglich der Versiegelungen auf. Die Werte der Sekundarschüler liegen zwischen denen der Förder- und Gymnasialschüler, aber nähern sich in Einrichtungen freier Trägerschaft den Zahlen der Gymnasiasten an. Der Anteil bzw. die mittlere Anzahl an Versiegelungen ist bei Förder- und Sekundarschülern an freien Einrichtungen höher als an Einrichtungen mit öffentlicher Trägerschaft. Bei den Gymnasialschülern zeigt sich das Gegenteil. Kinder und Jugendliche mit Versiegelungen haben einen dramatisch geringeren Kariesbefall als diejenigen ohne Versiegelungen.
Schlussfolgerung Es gibt eine Abnahme der Inanspruchnahme der Fissurenversiegelungen in Sachsen-Anhalt, deren Ursache kann aber noch nicht vollständig geklärt werden. Des Weiteren kann der kariespräventive Effekt der Versiegelungen mit den vorliegenden Daten nicht dargestellt werden. Auf eine Standardisierung der Dokumentation von Fissurenversiegelungen bei Kindern und Jugendlichen durch die Zahnärzte vom Öffentlichen Gesundheitsdienst sollte weiter hingearbeitet werden. Darüber hinaus sollte ein Austausch zwischen den niedergelassenen Zahnärzten und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst angestoßen werden.
Publication History
Article published online:
08 March 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany