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DOI: 10.1055/s-0043-1762745
Welche Fortbildungen zu Forschungsmethoden könnten Mitarbeitende im ÖGD in ihrer (wissenschaftlichen) Arbeit unterstützen? Ergebnisse einer qualitativen Datenerhebung
Hintergrund Im Kontext der Weiterentwicklung und Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in Deutschland werden Empfehlungen hinsichtlich einer evidenzbasierten Arbeitsweise sowie einer eigenständigen Generierung wissenschaftlicher Erkenntnisse formuliert. Gesundheitsämter können hierbei als zentrale kommunale Behörden einen wesentlichen Beitrag leisten. Es ist jedoch unbekannt, welche wissenschaftliche Methodenkompetenz in den Gesundheitsämtern vorliegt bzw. ggf. aufgebaut werden muss, um wissenschaftlich fundiert zu arbeiten oder eigene Forschungsprojekte durchzuführen. Das Zentrum für Öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung in Tübingen (ZÖGV) bietet Qualifizierungsangebote und Methodentrainings im Bereich Versorgungsforschung an, die auch Mitarbeitende aus dem ÖGD adressieren. Um Fortbildungen zielgruppenspezifisch hinsichtlich der Bedürfnisse und Bedarfe der Mitarbeitenden im ÖGD konzipieren und weiterentwickeln zu können, wurde im Rahmen des BMG-geförderten Forschungsverbundes Infektionsschutz.Neu.Gestalten (I.N.Ge) eine qualitative Datenerhebung durchgeführt.
Methodik Im Juli und August 2022 wurden ein leitfadengestütztes Fokusgruppeninterview mit vier Teilnehmenden und acht leitfadengestützte Einzelinterviews durchgeführt. Im Rahmen der Interviews flossen so Perspektiven von Vertreter*innen aus insgesamt elf Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg in die Datenerhebung ein. Die Auswahl der Gesundheitsämter erfolgte nach dem Prinzip der maximalen strukturellen Variation, sodass die Erfahrungen aus unterschiedlich großen Gesundheitsämtern sowie solche mit einem eher städtischen oder ländlichen Zuständigkeitsbereich in der Datenerhebung abgebildet wurden. Mit dem Ziel Perspektiven aus verschiedenen Hierarchieebenen einzuschließen, wurden sowohl Gesundheitsamtsleitungen als auch Abteilungsleitungen und Mitarbeitende ohne Leitungsfunktion für eine Teilnahme an der qualitativen Erhebung rekrutiert. Der Interviewleitfaden umfasste Fragen zur Identifikation der selbst wahrgenommenen vorbestehenden Methodenkompetenz, der Bedürfnisse und Bedarfe an Methodenkompetenz, der Zielgruppe von Fortbildungen sowie zur Konzeption der Fortbildungen. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und unter Verwendung der Software MAXQDA im interdisziplinären Team inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet. Im Sinn der kommunikativen Validierung wurde ein Member Check mit den Teilnehmenden der Interviews durchgeführt, in dem die empirischen Ergebnisse diskutiert und präzisiert wurden.
Ergebnisse Beim Kongress werden die Ergebnisse der qualitativen Datenerhebung präsentiert. Die vorläufige Auswertung der Einzel- und Fokusgruppeninterviews zeigt, dass in Gesundheitsämtern nur vereinzelt Kenntnisse zu Forschungsmethoden vorliegen und Forschung aufgrund unterschiedlicher Hemmnisse bislang wenig Anwendung im Berufsalltag in Gesundheitsämtern findet. Ein Fortbildungsbedarf wurde zu verschiedenen Forschungsmethoden, z.B. im Bereich der Datenerhebung und -auswertung, formuliert. Darüber hinaus wurde der Wunsch nach weitergehenden Unterstützungsangeboten bei Forschungsvorhaben geäußert.
Publication History
Article published online:
08 March 2023
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany