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DOI: 10.1055/s-0043-1762667
Maßnahmen zur Verbesserung der Compliance von TB-Patienten in Frankfurt am Main
Die Behandlung der Tuberkulose dauert i.A. mindestens sechs Monate. Nicht selten wird die Therapie vorzeitig abgebrochen mit der Folge einer raschen Reaktivierung und einer möglichen Gefährdung Dritter durch Ansteckung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO befürwortet daher die überwachte Einnahme von Tuberkulosemedikamenten (DOT= directly observed therapy), um den Therapieerfolg zu sichern. Dafür kommen medizinisches Personal, Sozialarbeiter oder Familienmitglieder in Betracht.
Um das Behandlungsergebnis der Patienten zu verbessern, werden in Frankfurt am Main folgende die Compliance fördernde Maßnahmen ergriffen:
Patienten werden nach Eingang der Meldung in der Klinik besucht, um früh einen Eindruck von der zu erwartenden Compliance zu gewinnen. Falls erforderlich werden Übersetzer bestellt.
Wenn bei diesem Besuch oder im Verlauf des Klinikaufenthaltes Zweifel an der erforderlichen Compliance aufkommen, werden die Patienten ggf. nochmals aufgesucht, erneut aufgeklärt und nach Entlassung in das Gesundheitsamt geladen, um eine DOT zu beginnen, die von arbeitstäglichen Vorstellungen der Patienten bis hin zu wöchentlichen Besuchen reichen kann.
Als Anreiz erhalten bedürftige Patienten Monatstickets für den öffentlichen Nahverkehr, sofern sie die Termine zu Beginn der DOT einhalten.
Als weiterer Anreiz wird im Gesundheitsamt Unterstützung beim Umgang mit anderen Behörden geleistet.
Ergebnisse Von 2016 bis 2022 wurden 29 Patienten vom Gesundheitsamt Frankfurt am Main im Sinne einer DOT betreut. In einem Fall wurde die Medikamenteneinnahme einer Patientin und ihrer Tochter per Handyvideo überwacht. Fünf Personen waren weiblich, 24 männlich, das Altersspektrum reichte von 19 Jahre bis 71 Jahre, der Altersmedian betrug 37 Jahre. Monatstickets wurden in 11 Fällen ausgeben. In vielen Fällen entwickelte sich der tägliche Besuch im Gesundheitsamt besonders bei nicht Erwerbstätigen im Laufe der Zeit zu einer geschätzten Gewohnheit, die dazu beitrug, den Tag zu strukturieren. Vier von 29 Patienten mussten trotz allen Bemühungen wegen eines Therapieabbruchs zwangsweise im Bezirkskrankenhaus Parsberg bzw. Obermain abgesondert werden. Insgesamt hat die Zahl der Zwangseinweisungen von durchschnittlich zwei pro Jahr in den Jahren von 2002 bis 2015 auf eine pro Jahr seit 2016 abgenommen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
08. März 2023
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Georg Thieme Verlag
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