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DOI: 10.1055/s-0043-1762665
Belastungen durch per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in Boden und Grundwasser landwirtschaftlicher Flächen in Mannheim – Ergebnisse und Maßnahmen
Hintergrund Umweltpersistente Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind aufgrund ihrer potentiell hepato- und reproduktionstoxischen Eigenschaften umweltmedizinisch relevant. In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren PFAS belastete Flächen identifiziert, teilweise mit erheblichen Folgen für ihre Nutzung und betroffene Menschen. Auf mit PFAS belasteten landwirtschaftlichen Flächen in Mannheim werden seit 2015 Boden- und Grundwasseruntersuchungen durchgeführt sowie Maßnahmen zur Abwendung von Gefahren für den Menschen ergriffen.
Ziele Es sollen das PFAS-Spektrum, seine flächige Verteilung und Verlagerung im Untersuchungsgebiet sowie die zum Schutz der Bevölkerung hinsichtlich der Wirkungspfade Boden-Grundwasser und Boden-Pflanze ergriffenen Maßnahmen beschrieben werden.
Methode Es wurden zwischen 2015 und 2022 alle kontaminationsverdächtigen Flächen im Eluat und im Feststoff sowie die dort befindlichen Beregnungsbrunnen, Eigenwasserversorgungsanlagen und ein nahegelegenes Wasserwerk untersucht. Angebaute Lebens- und Futtermittel sowie Honig aus der Umgebung wurden beprobt.
Ergebnisse 545 von insgesamt untersuchten 1.370 ha waren mit einer Quotientensumme (QS) > 1 mit PFAS belastet. Insbesondere bei kurzkettigen PFAS zeigte sich im Verlauf eine Tiefenverlagerung. Im Jahr 2022 wiesen sechs von 60 Beregnungsbrunnen eine QS > 1 auf. In drei von fünf beprobten Eigenwasserversorgungsanlagen und im einzigen beprobten Wasserwerk waren PFAS in nicht relevanten Konzentrationen (QS < 1) nachweisbar. Untersuchungen von Honigproben zeigten 2022 relevante PFAS-Belastungen, woraufhin diese Chargen nicht in den Handel kamen. Die Landwirtschaftsverwaltung hat Anbauempfehlungen herausgegeben hinsichtlich Nutzpflanzen, die PFAS in geringem Maß aufnehmen. 2022 konnten keine weiteren relevanten Belastungen von landwirtschaftlichen Produkten mehr nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen Die Verteilung von PFAS betrifft mit 545 von 1.370 ha 40 % der gesamten untersuchten Fläche und ist somit erheblich. Insbesondere kurzkettige PFAS verlagern sich über den Pfad Boden-Grundwasser in die Tiefe und haben vereinzelt zu relevanten Grundwasserkontaminationen mit QS > 1 geführt. Trinkwasser ist bislang nicht relevant von PFAS-Kontaminationen betroffen. Die Gefahr, dass große Wasserversorgungsanlagen künftig belastet sein könnten, ist aufgrund ihrer Lage entgegen dem Grundwasserstrom aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Honig aus dem betroffenen Gebiet ist weiterhin mit PFAS belastet und wird zur Abwehr von Gefahren für die menschliche Gesundheit nicht in Verkehr gebracht. Die Ergebnisse des Vor-Ernte-Monitorings zeigten einen relevanten Eintrag über den Pfad Boden-Pflanze, der im zeitlichen Zusammenhang mit entsprechenden Anbauempfehlungen minimiert werden konnte. Zudem erfolgt die landwirtschaftliche Bewässerung kontaminationsabhängig. Es sind weiterhin jährliche behördliche Beprobungen der Eigenwasserversorgungen, ein Vor-Ernte-Monitoring sowie Untersuchungen von Honigproben zum Schutz der Verbraucher notwendig.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
08. März 2023
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