ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2018; 127(01/02): 24-34
DOI: 10.1055/s-0043-124221
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Parodontitis vs. Periimplantitis

Maria Wiegreffe
,
Arndt Güntsch
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Publikationsdatum:
27. Februar 2018 (online)

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Nach dem Durcharbeiten dieses Artikels sollte der Leser Folgendes reflektiert haben:

▪ Jährlich werden in Deutschland etwa 500 000 Implantate inseriert, in den USA sind es ca. 2,3 Mio.

▪ Mit dem Anstieg der Implantationen steigt auch die Zahl periimplantärer Erkrankungen.

▪ Im Gegensatz zur Parodontitisbehandlung gibt es für diese bisher noch kein evidenzbasiertes Therapiekonzept.

▪ Erfahrungen zeigen, dass konventionelle parodontale Behandlungsverfahren nicht 1 : 1 auf periimplantäre Erkrankungen übertragbar sind.

▪ Der Beitrag zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Infektionserkrankungen auf und welche Bedeutung sie für die Praxis haben.

Kernaussagen
  • Die Periimplantitis extendiert eher Richtung apikal, hat eine höhere Dichte an vaskulären Strukturen, und inflammatorische Zellinfiltrate sind am Implantat größer als am natürlichen Zahn.

  • Die Mukositis führt schneller zur Periimplantitis als analog dazu die Gingivitis zur Parodontitis.

  • Das Entzündungsgeschehen bei der Periimplantitis ist durch Transkriptionsmechanismen reguliert, bei der Parodontitis eher durch bakterielle Antwortsysteme.

  • Fibroblasten von Periimplantitisläsionen zeigen im Vergleich zu Parodontitisläsionen eine erhöhte Produktion von Vaskularisationsfaktoren und eine verminderte Inhibition von Wachstumsfaktoren, die die Kollagensynthese stimulieren.

  • Bakterien des roten Komplexes lassen sich bei Parodontitis und Periimplantitis nachweisen, finden sich aber vermehrt bei Parodontitispatienten.

  • Die Periimplantitis hat eine deutlich geringere mikrobiologische Diversität als die Parodontitis, wobei z. B. Staphylococcus aureus nur bei Periimplantitis, nicht aber bei Parodontitis detektiert wurde.

  • Die Spiegel proinflammatorischer Interleukine sind bei der Entzündung sowohl bei Parodontitis als auch bei Periimplantitis erhöht, im direkten Vergleich am höchsten bei Periimplantitis.

  • Neue Ansätze bei Periimplantitis: Knochenverlust hat bei Implantaten möglicherweise nur bedingt einen bakteriellen Ursprung und könnte durch eine Fremdkörperreaktion geprägt sein.