Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(02): 70-71
DOI: 10.1055/s-0043-123963
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schlaganfall: Keine Empfehlung für niedrig dosierte Sauerstofftherapie

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Publikationsdatum:
13. März 2018 (online)

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Bei nicht hypoxämischen Schlaganfallpatienten scheint eine prophylaktische Therapie mit niedrig dosiertem Sauerstoff keinen positivem Effekt zu haben. Quelle: Paavo Blafield / Thieme Verlagsgruppe. Symbolbild.

In den ersten Tagen nach akutem Schlaganfall kommt es häufig zu einer Hypoxie. Wird die Mangelversorgung mit Sauerstoff nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, führt sie zu stärkeren neurologischen Schäden und erhöhter Mortalität. Eine prophylaktische niedrig dosierte Sauerstofftherapie könnte hypoxische Episoden, die vor allem nachts auftreten, verhindern und die Langzeitfolgen nach einem Hirnschlag verbessern.

Die Wirkung einer solchen Routinetherapie haben Roffe et al. jetzt in einer britischen Multicenterstudie untersucht. Die Forscher rekrutierten zwischen April 2008 und Januar 2015 8003 Teilnehmer aus 136 Zentren, die innerhalb von 24 Stunden nach einem akuten Schlaganfall in die Klinik gekommen waren. Das mittlere Alter betrug 72 Jahre (SD = 13), 4398 (55 %) der Patienten waren männlich, der mittlere National Institutes of Health Stroke Scale Score lag bei 5 und die durchschnittliche arterielle Sauerstoffsättigung betrug 96,6 %.

Die Forscher teilten die Patienten randomisiert auf 3 Studienarme auf. Die erste Gruppe (n = 2668) erhielt eine kon-tinuierliche Sauerstofftherapie für 72 Stunden, die zweite Gruppe (n = 2667) erhielt nur nachts Sauerstoff zwischen 21:00 und 7:00 Uhr für 3 Nächte, und die dritte Gruppe (n = 2668) erhielt nur dann Sauerstoff, wenn es klinisch angezeigt war. Die Gabe erfolgte über eine Nasensonde mit einer Dosis von 2 Litern pro Minute wenn die Baseline-Sättigung über 93 % lag und mit einer Dosis von 3 Litern pro Minute, wenn sie 93 % oder weniger betrug.

Als primären Endpunkt der Studie ermittelten die Forscher das funktionelle Ergebnis nach drei Monaten, quantifiziert auf der modified Ranking Scale (mRS), die bleibende Behinderung und Mortalität auf einer Skala von 0 (keine Symptome) bis 6 (Patient verstorben) bewertet. Zu den sekundären Endpunkten gehörten Verbesserungen des neurologischen Befunds, die Anzahl der Patienten, die unabhängig oder nachhause zurückgekehrt waren und die Sterberate nach 90 Tagen. Die Forscher verglichen beide Behandlungsgruppen mit der Kontrollgruppe, sowie die kontinuierliche mit der nächtlichen Sauerstoffgabe. Sie analysierten die mRS-Werte mit ordinaler logistischer Regression und ermittelten ein Odds Ratio (OR) für den Übergang von einem zum nächstbesseren Level. Ein OR größer als 1,00 zeigt dabei eine Verbesserung an.