Dialyse aktuell 2017; 21(10): 471
DOI: 10.1055/s-0043-123790
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klotzen statt kleckern

Christian Schäfer
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Publication Date:
21 December 2017 (online)

Dieser bekannte Ausspruch hat seine Berechtigung, wenn man sich die Situation der Pflege in Deutschland detaillierter ansieht. Und genau das haben Forscher des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e. V. (DIP) gemacht. Ihre Analysen haben ergeben, dass ein „Masterplan Pflege“ für Deutschland notwendig ist, um die desolate Lage der Pflege entscheidend zu verbessern. Die Wissenschaftler schlugen Mitte November 2017 in Köln diesbezüglich 3 Stufen vor, welche die kommende Bundesregierung möglichst schnell angehen sollte:

  • Einen „Masterplan Pflege“ vereinbaren: Die Rahmendaten sollten aufgrund der Dringlichkeit der Sache direkt in einem eventuellen Koalitionsvertrag oder zu Beginn der neuen Legislaturperiode festgelegt werden. Die Forderung ist, die Vergütung von Pflegefachpersonen deutlich anzuheben und bis zum Ende der Gesetzgebungsperiode bis zu 100 000 neue pflegerische Stellen zu schaffen. Dies schließt eine Steigerung der Zahl der Auszubildenden ein. Zudem sollten zusätzliche 500 Millionen Euro für die Pflegeforschung und Akademisierung der Pflege aufgewendet werden. Insgesamt gehen die Wissenschaftler von 12 Milliarden Euro pro Jahr ab 2020 aus, die der vorgeschlagene „Masterplan Pflege“ kostet. Finanzierbar wäre dies aufgrund der aktuell sehr guten Kassenlage z. B. über private und gesetzliche Pflege- und Krankenversicherungen sowie über Gelder von Bund und Ländern.

  • Einen „Runden Tisch Masterplan Pflege“ einrichten: Die neue Bundesregierung sollte zeitnah alle wichtigen Akteure an einem Tisch zusammenbringen, um die Lösung der Probleme von möglichst vielen Seiten angehen zu können. Alle erforderlichen Änderungen in Gesetzen und Verträgen sollten bis Ende 2018 in Gang gebracht werden.

  • Den „Masterplan Pflege“ ab Mitte 2019 umsetzen: Es wäre wünschenswert, dass ab diesem Zeitpunkt die Vergütungen der Pflegekräfte signifikant steigen. Ab dem Jahr 2020 wäre dann der Beginn des Stellenausbaus angebracht.

Sich sozusagen zu Weihnachten zu wünschen, dass dies Realität wird, wäre sicherlich ein großer Wunsch … Aber wer weiß, angesichts der immer drängenderen Probleme in der Gesundheitsversorgung erkennt die Politik vielleicht nun doch bald, dass ein Weg wie der oben skizzierte dringend notwendig ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt!

In dieser Ausgabe der Dialyse aktuell finden Sie übrigens auch Beiträge zur Gesundheitspolitik und zum Gesundheitswesen: Ab Seite 478 können Sie einen Artikel zur „Situation von Frauen in Gesundheitsberufen und der nephrologischen Pflege“ von Marion Bundschu, Ulm, lesen. Außerdem möchte ich auf die sehr schönen Beiträge zum Schwerpunkt „Gesundheitsschutz in der Nephrologie“ ab Seite 493 hinweisen. Die kompetenten Autoren beleuchten das Thema aus der Sicht von nephrologischen Krankhausfachabteilungen, Praxen und der Pflege.

Ebenfalls möchte ich Ihnen die anderen, ebenfalls sehr interessanten Artikel in dieser Ausgabe und – last but not least – das traditionelle Supplement zur Dialyse aktuell „Im Fokus“ zum Jahresabschluss ans Herz legen: Erfahren Sie hierin Aktuelles und Wissenswertes zur Urämie-Toxin-Elimination. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre der beiden Hefte, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!