Der Klinikarzt 2017; 46(12): 635-641
DOI: 10.1055/s-0043-123758
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Medikationsmanagement bei Polypharmazie im Alter

Strategien für den Alltag
Tim Arnold
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Publication Date:
20 December 2017 (online)

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Zusammenfassung

Der ältere Mensch stellt für den behandelnden Arzt eine große Herausforderung dar. Er unterscheidet sich nicht nur im Hinblick auf zahlreiche altersphysiologische Unterschiede von übrigen Patienten sondern auch aufgrund der möglicherweise bestehenden Komorbiditäten. Durch physiologische Altersveränderungen kommt beim älteren Patienten insbesondere den Verteilungsvolumina eine besondere Bedeutung zu. Werden ältere, multimorbide Patienten leitliniengerecht behandelt, geht dies meist mit einer Polypharmazie einher, die letztlich zu einer unüberschaubaren Anzahl an einzunehmenden Medikamenten führt. Damit steigen die Risiken unerwünschter Arzneimittelwirkungen, welche bei über der Hälfte der 75-Jährigen als vermeidbar eingeschätzt werden. Im Rahmen der kritischen Prüfung eines medikamentösen Behandlungsplans sollte daher an erster Stelle die Frage nach der Fähigkeit des Patienten stehen, die verordnete Medikation auch korrekt einnehmen zu können. Bei der Dosisfindung kommt der Bestimmung der Nierenfunktion eine große Bedeutung zu. Zur Verbesserung der Verträglichkeit sollte bei älteren Patienten eine niedrige Anfangsdosis gewählt und eine langsame Dosissteigerung vorgenommen werden. Zur Optimierung der Arzneimitteltherapie bei älteren Menschen empfehlen sich Checklisten, die beim älteren Menschen zu vermeidende und mit Vorsicht anzuwendende Arzneimittel aufzeigen. Auch Fachgesellschaften haben im Rahmen der Choosing-wisely-Kampagne Negativempfehlungen entwickelt. Momentan existiert kein Goldstandard, eine Kombination verschiedener individueller Ansätze bilden jedoch die Grundlage zum Management von Polypharmazie.