Laryngorhinootologie 2018; 97(03): 199-200
DOI: 10.1055/s-0043-123651
Der interessante Fall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unilaterale Halsschwellung – eine überraschende Differentialdiagnose

Neck swelling – a surprising diagnosis
Juliane Priese
,
Masoud Mireskandari
,
Sven Koscielny
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 January 2018 (online)

Falldarstellung

Anamnese und klinischer Befund

Ein 35-jähriger Mann stellte sich mit einer seit einer Woche bestehenden, prall elastischen, indolenten und größenkonstanten zervikalen Schwellung rechts in unserer Klinik vor. Die klinische Untersuchung zeigte eine etwa 7 cm große Raumforderung rechts, die von der Region II bis unter den M. sternocleidomastoideus zur Region III reichte ([ Abb. 1 ]). Die übrige HNO-ärztliche Untersuchung war unauffällig. Eine B-Symptomatik wurde verneint. Seit der Diagnosestellung ist der Mann Nichtraucher. Zuvor kam er auf einen Nikotinkonsum von 22 pack years.

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Abb. 1 Zervikale Raumforderung gut sichtbar am Hals

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Verlauf und Therapie

Sonographisch zeigte sich zervikal rechts eine glatt begrenzte, zystische Raumforderung mit geringem Binnenecho ([ Abb. 2 ]). Die Speicheldrüsen zeigten sich unauffällig. Es erfolgte bei Verdacht auf eine laterale Halszyste zunächst die Punktion. Hierbei ließ sich seröses Sekret abpunktieren. Zytologisch ergab sich ein lymphozytäres Zellbild vor einem geringgradig hämorrhagischen und detritischen Hintergrund. Im Anschluss erfolgte die stationäre Aufnahme zur operativen Entfernung der Raumforderung. Hierbei wurde eine mehrkammerige, zystische Struktur, von Regio V lateral der V. jugularis interna bis an den M. omohyoideus heranreichend, in toto entfernt. Die histologische Untersuchung ergab die Manifestation eines zervikalen Lymphangioms ohne Anhalt für Malignität. In einem zusätzlich entfernten Lymphknoten auf der V. jugularis interna wurde jedoch eine Absiedlung eines gut- bis mäßiggradig differenzierten basaloiden Karzinoms mit histologischen Zeichen einer fokalen seborrhoischen Differenzierung nachgewiesen ([ Abb. 3 ]). Eine extrakapsuläre Aussaat zeigte sich nicht. Bei dem Patienten ergab sich die Arbeitsdiagnose CUP-Syndrom (Carcinoma of unknown primary) zervikal rechts (TXpN1MX G 2). Deshalb erfolgte bei dieser Diagnose nach Tumorboardbeschluss als effektivste bildgebende Diagnostik ein PET-CT. Im PET-CT konnte kein Primärtumor lokalisiert werden. Die anschließende Endoskopie der oberen Luft- und Speisewege zeigte völlig unauffällige Befunde bei Zustand nach Tonsillektomie im Kindesalter. Damit wurde die Erkrankung als CUP-Syndrom mit pTxpN1M 0 klassifiziert. Es erfolgte die Tumorboardentscheidung zur postoperativen Radiotherapie der betroffenen Regionen des rechten Halses. In der Nachsorge bis 12 Monate nach Therapie traten bislang bei dem Patienten keine neuen Beschwerden auf.

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Abb. 2 Sonographie der zervikalen Raumforderung rechts vor Operation; rf: Raumforderung; mscm: M. sternocleidomastoideus
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Abb. 3 histologischer Befund des basaloiden Karzinoms in HE-Färbung und 200 x Vergrößerung

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  • Literatur

  • 1 Otto RA. et al. Postgrad Med 1990; 88: 199
  • 2 Lev S. et al. Imaging of cystic lesions. RadiolClin North Am 2000; 38: 1013-1027
  • 3 Issing WJ. et al. EurArchOtorhinolaryngol 2003; 260 (08) 436-43
  • 4 Hemminki K. et al. Ann Oncol 2012; 23 (07) 1854-63
  • 5 Wiegand S, Werner JA. HNO 2016; 64: 133