PiD - Psychotherapie im Dialog 2018; 19(01): 135
DOI: 10.1055/s-0043-123313
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Publication Date:
13 March 2018 (online)

Letzte Woche ertappte mich meine Sekretärin erneut – ich zeigte wieder einmal ein Fehlverhalten, das eigentlich durch nichts zu entschuldigen ist: Ich fügte selbständig einen Termin in den Kalender ein. Nicht nur, dass ich damit verbotenes Terrain betrat. Nein, ich verletzte wesentliche Grundsätze eines professionellen mitteleuropäischen Büroalltages: Die Herrschaft über die chefliche Zeit sollte, wenn möglich, nicht beim Vorgesetzten selbst liegen – dies erzeugt potenzielles Chaos, Terminüberschneidungen sind vorprogrammiert, und überhaupt sind so einer Menge Unwägbarkeiten Tür und Tor geöffnet: Weiß der Chef, was für ihn gut ist? Hat die Chefin bedacht, dass eine zu große Betriebsamkeit der Entspannung am Arbeitsplatz entgegensteht? Wie steht es mit dem Plausch über anstehende Wochenendaktivitäten, die viel interessanter sind, als immer wieder Herrn B. oder Frau Z. hinterher zu telefonieren? Und, am allerschlimmsten – was denkt die Kollegin im Sekretariat nebenan, wenn sie jetzt erfährt, dass die Kalenderhoheit in unserer Abteilung wankt?