Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(12): 766-775
DOI: 10.1055/s-0043-122946
Verbandsmitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mitteilungen der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft Nr. 36 (2017)

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Publication History

Publication Date:
06 December 2017 (online)

Dieter Janz 20. April 1920 – 25. Dezember 2016

Die hier zusammengestellte Würdigung für den Gründungsvorsitzenden und das Ehrenmitglied der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft, den Berliner Neurologen und Epileptologen Dieter Janz, versammelt zunächst die Nachfolger im Amt des Vorsitzenden: mit Peter Hahn den ehemaligen Direktor der Abteilung für Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Klinik der Universität Heidelberg, mit Hans Stoffels den ehemaligen Chefarzt der Park-Klinik Sophie Charlotte Berlin (zuvor Leiter der Abteilung für Psychiatrie an der Schloßpark-Klinik) und mit Heinz Schott den ehemaligen Direktor des Medizinhistorischen Institutes der Universität Bonn. Hinzu kommt aus dem Beirat der Gesellschaft mit Bernhard Neundörfer der ehemalige Direktor der Neurologischen Klinik an der Universität Erlangen-Nürnberg und zugleich ein Student und früher Schüler von Dieter Janz in der Heidelberger Neurologischen Klinik unter der Leitung von Paul Vogel, einem engen Mitarbeiter Viktor von Weizsäckers. Mit dem ehemaligen Direktor der Psychiatrischen Klinik der Universität Kyoto, Bin Kimura, konnte ein über viele Jahrzehnte mit Dieter Janz verbundener Weggefährte gewonnen werden, dem nicht nur die Rezeption der Janzschen Epilepsielehre in Japan zu verdanken ist, sondern vor allem die Übersetzung der wichtigsten Schriften Viktor von Weizsäckers ins Japanische. [ 1 ] Die Reihe der medizinischen Fachkollegen schließt der chilenische Psychiater, Philosoph und literarische Übersetzer Otto Dörr-Zegers ab. Als langjähriger enger Freund von Dieter Janz und Hubertus Tellenbach hat er wesentlich dazu beigetragen, dass es bis heute eine enge Verbindung zwischen der chilenischen und deutschen Neurologie und Psychiatrie gibt. [ 2 ]

Schließlich soll noch eine späte Facette des Wirkens von Dieter Janz zur Sprache kommen. Es war in den Jahren nach dem deutschen Wendeherbst, als er plötzlich auf eine vermeintlich neue literarische Zeitschrift aufmerksam wurde. Doch es handelte sich keineswegs um eine neue Zeitschrift, sondern um die seit 1948 erscheinenden Beiträge zur Literatur unter dem von Johannes R. Becher geprägten Titel „Sinn und Form“. Das Überraschende für ihn wie auch für viele bisherige Leser dieser Zeitschrift war, dass dort lange Passagen aus den Tagebüchern von Ernst Jünger zum Abdruck kamen. Überdies fanden sich prominente Autoren, wie z. B. Hans-Georg Gadamer oder George Steiner. Nachdem sich nun zeigte, dass die Beschäftigung mit den nachgelassenen Schriften Weizsäckers zu einer zentralen Aufgabe der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft werden würde, führte jene Aufmerksamkeit bei Dieter Janz zur Frage, ob diese Zeitschrift nicht ein geeigneter Ort sei, um den literarischen Autor Viktor von Weizsäcker zur Geltung zu bringen? Ermutigung und Unterstützung fand er beim langjährigen Chefredakteur von „Sinn und Form“, dem Philosophen und Publizisten Sebastian Kleinschmidt. [ 3 ] Mit ihm und dessen Stellvertreter Matthias Weichelt entstand dann auch ein Interview für „Sinn und Form“, dessen vollständige Fassung jetzt in einem Band des Verlages Matthes & Seitz zu finden ist. [ 4 ] Andreas Rötzer, dem Verleger von Matthes & Seitz ist es zu danken, dass Dieter Janz diesen schönen Band noch kurz vor seinem Tod mit großer Dankbarkeit in Händen halten konnte. Für Sebastian Kleinschmidt war diese wunderbare Gelegenheit zu einem späten Geschenk Anlass genug, über seine letzten Begegnungen mit Dieter Janz nachzudenken. [ 5 ]