Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(12): 1312-1319
DOI: 10.1055/s-0043-122279
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Präkonzeptionelle Optimierung des Glukose- und Insulinstoffwechsels bei Kinderwunschpatientinnen – hohe Spontankonzeptionsrate vor geplanter assistierter Reproduktion

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Sara Fill Malfertheiner
1   Profertilita – Fachklinik für Fruchtbarkeitsmedizin, Regensburg, Germany
2   Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg – Krankenhaus Barmherzige Brüder – Klinik St. Hedwig, Regensburg, Germany
,
Dagmar Gutknecht
1   Profertilita – Fachklinik für Fruchtbarkeitsmedizin, Regensburg, Germany
,
Monika Bals-Pratsch
1   Profertilita – Fachklinik für Fruchtbarkeitsmedizin, Regensburg, Germany
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

received 23. Juni 2017
revised 02. November 2017

accepted 03. November 2017

Publikationsdatum:
18. Dezember 2017 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung Eine hyperglykämische Stoffwechsellage und eine Insulinresistenz können einen negativen Einfluss auf Fertilität und Schwangerschaftsoutcome haben. Ziel dieser retrospektiven Studie war die Untersuchung der Glukose- und Insulinstoffwechselstörungen von Kinderwunschpatientinnen mit Spontankonzeption vor geplanter assistierter Reproduktion (ART). Analysiert wurden assoziierte Risikofaktoren der Patientinnen in Bezug auf Lebendgeburt oder Abort.

Methodik Aus einer Gesamtkohorte von 589 Schwangerschaften wurden 129 Kinderwunschpatientinnen mit Spontankonzeption vor geplanter ART genauer analysiert. Präkonzeptionell sowie nach Feststellung einer Schwangerschaft erfolgte ein 75-g-oGTT (oGTT: oraler Glukosetoleranztest) mit Glukosemessung und Insulinresistenztestung. Bei Auffälligkeiten oder Risikofaktoren für Gestationsdiabetes (GDM) erfolgte eine präkonzeptionelle Metformintherapie (Off-Label-Use). Der Schwangerschaftsverlauf sowie das Schwangerschaftsoutcome der definierten Kohorte wurden erhoben.

Ergebnis Die Spontankonzeptionsrate vor geplanter ART nach therapeutischer Intervention bei Auffälligkeiten im Glukose-/Insulinstoffwechsel lag bei 21,9% (n = 129/589). In 66,7% der 129 Schwangerschaften kam es zur Geburt, 32 Patientinnen erlitten einen Abort. 76,0% wurden aufgrund eines polyzystischen Ovarsyndroms (PCOS), eines positiven GDM-Risikoprofils oder präkonzeptionell auffälligen Glukose-/Insulinstoffwechsels mit Metformin (Off-Label-Use) behandelt. 55,8% der Kohorte entwickelten einen GDM. Einen signifikanten Unterschied zeigten GDM-Patientinnen hinsichtlich des Insulinbedarfs in Abhängigkeit zur Metformineinnahme. 24,6% der GDM-Patientinnen unter Metformintherapie entwickelten einen insulinbehandelten GDM, ohne Metforminmedikation 53,8%. Die PCOS-Rate in der Studienpopulation mit Lebendgeburt war signifikant höher (57,0%) als bei den Abortpatientinnen (31,3%). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Geburt- und Abortrate mit/ohne Metformin sowie GDM und Metformineinnahme.

Schlussfolgerung Die hohe Spontankonzeptionsrate der Kinderwunschkohorte unterstreicht die Bedeutung der präkonzeptionellen Glukose-/Insulinstoffwechseloptimierung für die Fruchtbarkeit. Zudem unterstreicht die hohe Rate an GDM bei Schwangeren mit Sterilitätsanamnese die Wichtigkeit, die Sterilitätsdiagnostik auf die Untersuchung des Glukosestoffwechsels und Testung auf Insulinresistenz zu erweitern. Möglicherweise profitierten zudem gerade PCOS-Patientinnen von der präkonzeptionellen Metforminmedikation, was die hohe Lebendgeburtenrate in dieser Patientinnengruppe erklärt.