Zusammenfassung
Kaum eine andere Disziplin wird durch physikalische Erkenntnisse und technologischen Fortschritt beeinflusst wie die Radiotherapie. Die
Einführung der Intensitätsmodulierten Radiotherapie (IMRT) ermöglichte eine höhere Präzision und bessere Risikoorganschonung. Der Einsatz
von Protonen mit ihren speziellen Eigenschaften bietet insbesondere große Vorteile in der Therapie von pädiatrischen und jungen Patienten
und ermöglicht die Therapie von Tumoren mit heikler anatomischer Lagebeziehung z. B. an der Schädelbasis. Zu den modernsten Errungenschaften
gehört die Kohlenstoffionentherapie, sie steht gerade mal an 11 Standorten weltweit zur Verfügung. Durch die besonderen biophysikalischen
Eigenschaften ist diese besonders für die Behandlung von strahlenresistenten Tumoren wie Chordomen, Chondrosarkomen und adenoidzystischen
Karzinomen, in Angrenzung an strahlensensible Risikoorgane geeignet. Die Dosisverteilung der Partikeltherapie ist auch den modernsten
Methoden der Photonentherapie weit überlegen. In besonderer Weise wird die Radiotherapie durch die Fortschritte in der Bildgebung, speziell
MRT und PET, beeinflusst. Die Möglichkeiten der „image guidance“, der bildgebenden Betrachtung unter der laufenden Therapie zur
Positionierungsgenauigkeit, gipfeln in der adaptiven Radiotherapie, der Anpassung an Veränderungen des Tumors in Größe und Lage sowie an
Lageveränderungen von Risikoorganen. Für die weitere Erforschung dieser Möglichkeiten werden aktuell 2 Hybridgeräte aus MRT und
Linearbeschleuniger in Heidelberg und Tübingen installiert. Mit Spannung gestaltet sich die Suche nach patientenspezifischen Biomarkern für
Therapieansprechen sowie strahlensensibilisierenden Substanzen zur „Targeted Therapy“. Die große Herausforderung der modernen
Strahlentherapie wird die Individualisierung der Therapie bezüglich der Dosis, Zielvolumendefinition und Therapiedauer darstellen.