Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2018; 12(04): 355-375
DOI: 10.1055/s-0043-122023
Allgemeine Chirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Thoraxchirurgie für Allgemeinchirurgen – Teil II: Aseptische Eingriffe

Martin Reichert
,
Ibrahim Alkoudmani
,
Andreas Hecker
,
Winfried Padberg
,
Biruta Witte
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Publication History

Publication Date:
01 August 2018 (online)

Der Allgemein- und Viszeralchirurg ist täglich mit Krankheitsbildern konfrontiert, die grundlegende thoraxchirurgische Expertise abverlangen, wie z. B. akute oder chronische Pleuraergüsse, Pneumothoraces und Lungenrundherde – die interpretiert, abgeklärt und behandelt werden müssen. Die wichtigsten ausbildungs- und handlungsrelevanten Inhalte sollen in diesem Beitrag näher dargestellt werden.

Kernaussagen
  • Am häufigsten in der Thoraxchirurgie kommen die anterolaterale Thorakotomie im 4. Interkostalraum und die Videothorakoskopie über 2 oder 3 seitliche Trokarzugänge zur Anwendung. Die Trokarzugänge zur Videothorakoskopie sind hinsichtlich Position, Anzahl und Durchmesser grundsätzlich variabel.

  • Von den Lungenresektionen ist die diagnostische Lungenkeilresektion technisch einfach, allerdings ist immer mit Situationen zu rechnen, die schwierig zu interpretieren sind oder in denen die sog. atypischen Resektionen ganz klar inadäquat sind.

  • Vor Eingriffen am Thorax und insbesondere pulmonalen Resektionen muss eine umfassende präoperative Risikoabschätzung vorgenommen werden.

  • Thoraxdrainagen haben den Zweck, Luft und Flüssigkeiten aus dem Pleuraspalt zu entfernen und auf diese Weise zur Wiederentfaltung der Lunge beizutragen.

  • Der primäre Spontanpneumothorax ist Folge einer spontanen Ruptur meist apikal lokalisierter subpleuraler Bullae bei ansonsten gesunder Lunge und initial eine Domäne der Drainagetherapie. In der (vital bedrohlichen) Maximalform liegt ein Spannungspneumothorax vor, der als Notfallmaßnahme einer sofortigen Entlastung bedarf.

  • Die Pleurodese eines Pleuraergusses kann bei Patienten mit expandibler Lunge durch Talkumpoudrage, in anderen Fällen durch Implantation eines pleuralen Verweilkatheters zur intermittierenden Ergussentlastung durchgeführt werden.

  • Thoraxtraumata sind im Falle einer Mitbeteiligung innerer Organe und großer Gefäße lebensbedrohlich. Hier hat die Thoraxdrainage sowohl diagnostischen als auch therapeutischen Charakter.

  • Lungenrundherde über 4 mm Durchmesser sind kontrollbedürftig, über 8 mm abklärungsbedürftig. In Risikoträgern (inhalative Noxen) sind auch kleinere Herde kontrollbedürftig und die Kontrollintervalle kürzer.

  • Die pulmonale Metastasenchirurgie kann bei Patienten mit kolorektalem Karzinom die Prognose verbessern. Voraussetzungen für eine erfolgreiche, ggf. in multimodale Therapieansätze implementierte pulmonale Metastasenchirurgie sind die Kontrolle des Primarius und andernorts lokalisierter Metastasen.

  • Eine VAS-kontrollierte postoperative Schmerztherapie (WHO-Stufe 3) ist obligat.