Zusammenfassung
Ziel der Studie Die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) soll die interdisziplinäre, sektorübergreifende
Versorgung von Patienten mit seltenen oder komplexen Krankheitsbildern, darunter v. a.
Tumorerkrankungen, verbessern. Bis dato wurden nur wenige ASV-Teams etabliert. Ziel
dieser Studie war es, den Informations- und Teilnahmestand, sowie die Hintergründe
der zurückhaltenden Teilnahme und die Einschätzung niedergelassener Fachärzte für
Hämatologie und Onkologie zu evaluieren.
Methodik Es wurde eine internetbasierte Umfrage unter niedergelassenen Internisten mit dem
Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie in Deutschland durchgeführt. In die Umfrage
eingeschlossen wurden Antworten aus 145 Praxen, in denen insgesamt mehr als 350 Fachärzte
tätig sind. Die Erhebung umfasste 22 selbstentwickelte Items zum Informationsstand,
zur Umsetzung, zu Problemen bzw. Hürden der Teilnahme sowie zur Bewertung der ASV.
Ergebnisse Die Mehrheit der befragten Ärzte zeigte sich gut über die ASV informiert. Nur sehr
wenige lehnten die ASV grundsätzlich ab. Jedoch versorgten lediglich 6% der Praxen
Patienten in der ASV. Bei 8% sind die Vorbereitungen abgeschlossen, 16% befanden sich
in Vorbereitung, 26% waren noch unentschlossen und 45% der Praxen hatten sich dagegen
entschieden. Als Gründe für eine Nichtteilnahme bzw. die Zurückhaltung wurden ein
zu hoher Aufwand sowie mangelnde Vorteile für die Patientenversorgung, die strategische
Positionierung sowie die Vergütung angegeben.
Schlussfolgerung Die ASV spielt auch 5 Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes keine relevante Rolle
im Versorgungsalltag. Die Zurückhaltung liegt nicht in Informationsdefiziten, sondern
in Hemmnissen wie das als zu aufwändig empfundene Anzeigeverfahren. Entscheidende
Vorteile für die Patientenversorgung, die interdisziplinäre Kommunikation sowie die
Vergütung werden kaum gesehen. Solange die Akzeptanz der ASV nicht verbessert wird,
wird diese neue Versorgungform ihr Potenzial nicht entfalten.
Abstract
Background Outpatient specialized care (ASV) is intended to improve interdisciplinary, transsectoral
care for patients with rare or complex diseases, especially cancer. Up to now, only
very few such specialized care teams have been established. The aim of our study was
to evaluate the current state of information and participation as well as reasons
for the reluctance of office-based hematologists and oncologists.
Methods We conducted a web-based survey amongst office-based hematologists and oncologists
in Germany and received responses from 145 institutions comprising more then 350 doctors
working there. The questions comprised 22 items concerning the state of information,
implementation as well as obstacles to participation and evaluation of the ASV.
Results The majority of the interviewed doctors was well informed about ASV. Only a minority
was in principle against this concept. 6% of them had already treated patients within
ASV, 8% had completed the preparation, 16% were in the preparation process, 26% were
indecisive and 45% had decided not to participate. The main reasons for non-participation
or barriers were high expenditure and a lack of benefit for patients, strategic positioning
as well as reimbursement.
Conclusions Although implemented more than 5 years ago, ASV plays no relevant role in patient
care. The reluctance seems not to be due to information deficits, but rather to obstacles
in the participation procedure. Relevant advantages for patient care, interdisciplinary
communication or reimbursement are not anticipated. As long as the current low acceptance
to participate in ASV is not improved, it cannot unfold its potential.
Schlüsselwörter Ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) - transsektorale Versorgung - Onkologie
Key words transsectoral patient care - oncology - ambulatory special medical care (ASV)