Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(02): 79
DOI: 10.1055/s-0043-121235
Buchrezensionen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wenn Arzneimittel wechselwirken: Wichtige Interaktionen erkennen und vermeiden

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2018 (online)

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Prof. Dr. Gerd Geisslinger ist Direktor des Instituts für klinische Pharmakologie der Universität Frankfurt am Main. Zusammen mit der Apothekerin Dr. rer. Nat. Sabine Menzel aus Bad Soden legt er das Buch „Wenn Arzneimittel wechselwirken: Wichtige Interaktionen erkennen und vermeiden“ aus der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft in Stuttgart vor. Das Buch hat 144 Seiten, 34 Abbildungen und 23 Tabellen.

Hintergrund der Veröffentlichung ist natürlich das wachsende Thema Arzneimittelinteraktionen, das letztlich Folge der zunehmenden Multimorbidität und Polypharmazie der immer älter werdenden Patienten ist. Das Buch ersetzt natürlich keine Datenbank oder ein ausführliches Lehrbuch der Pharmakologie, will aber Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Pharmakologen auf besonders häufige und wichtige Interaktionen aufmerksam machen und bei dieser Gelegenheit die Grundlagen, die nicht oft genug wiederholt werden können, gezielt vertiefen. Um es vorweg zu sagen, das Buch besticht durch seine besonders einfache und eingängige Sprache und hebt sich dadurch sehr positiv ab von ähnlichen Büchern bzw. Buchkapiteln zu diesem Thema. Des Weiteren geht es auch auf die aktuellen Leitlinien ein. Eine Besonderheit ist eine Aufführung von 40 häufigen und gefährlichen „Wechselwirkungspärchen“, viele davon aus der Psychopharmakotherapie mit sinnvollen Alternativvorschlägen.

In der Grundgliederung des kompakten Buchs wird sehr prägnant, fokussiert und auf dem Punkt gebracht in das Thema eingeführt, dann folgen zunächst die pharmakodynamischen Interaktionen mit besonderer Betonung von Analgetika, Antidepressiva, Antidiabetika, Antikoagulantien, Torsade de Pointes (TdP) und Interaktionsrisiken im Alter. Dann folgt eine Einführung in pharmakokinetische Interaktionen und geht auf Resorption und Metabolisierung ein. In den 40 gefährlichen „Pärchen“ wird dann diese Gliederung wiederaufgenommen. Abgerundet wird das Buch durch praktische Tipps und Fallbeispiele mit Lösungen.

Das Qualitätsniveau des Buchs ist – wie auch sonst aus der wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft bekannt – gut, der Satz ist sehr gut lesbar. Als weitere, die Lesbarkeit fördernde bzw. didaktische Elemente kommen exzellente farbige Abbildungen zum Einsatz.

Daneben finden sich gutgegliederte Tabellen, stilisierte einprägsame Grafiken, Gliederungspunkte, und nicht zu oft eingestreute Verweise. Die eingängige Sprache zieht sich konsequent durch das Buch.

Insgesamt ist den Autoren und dem Verlag ein wirklich bemerkenswertes Buch gelungen. Es hebt sich angenehm aus den sonst eher nüchtern-langweilig geschriebenen Publikationen zu dem Thema hervor. Wieder einmal wird dem Leser klar, dass die Psychopharmakologie ein gefährliches Feld ist und verschiedene Aspekte, wie Blutungsneigung unter SSRIs, Torsade-de-Pointes-Induktion und das serotonerge Syndrom und vieles mehr berücksichtigt werden müssen.

Andere Bücher zu diesem Thema sind eher Patientenratgeber oder haben Interaktionen zwischen Nahrung und Medikamenten zum Thema. Ein spezifisch für Fachleute geschriebenes Buch zu diesem Thema fehlte bislang. Die Kombination aus Fachkompetenz und eingängiger Sprache macht das Buch von Prof. Geisslinger und Dr. Menzel zu einer Besonderheit und vereint Lesefreude mit sinnvoller Vertiefung eines ärztlichen Kernthemas.

Prof. Dr. Markus Weih, Nürnberg