Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(11): 1182-1188
DOI: 10.1055/s-0043-120919
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die persönliche Wahl des Geburtsmodus. Wie entscheiden sich Urogynäkologinnen und Urogynäkologen? Erste Ergebnisse der DECISION-Studie

Article in several languages: English | deutsch
Julia Bihler
1   Department of Womenʼs Health, University Hospital of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Ralf Tunn
2   Department of Urogynaecology, German Pelvic Floor Centre, St. Hedwig Hospital, Berlin, Germany
,
Christl Reisenauer
1   Department of Womenʼs Health, University Hospital of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Jan Pauluschke-Fröhlich
1   Department of Womenʼs Health, University Hospital of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Philipp Wagner
1   Department of Womenʼs Health, University Hospital of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Harald Abele
1   Department of Womenʼs Health, University Hospital of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Katharina K. Rall
1   Department of Womenʼs Health, University Hospital of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Gert Naumann
3   Department of Gynaecology and Obstetrics, Helios Hospital Erfurt, Erfurt, Germany
,
Markus Wallwiener
4   Department of Gynecology and Obstetrics, University Hospital of Heidelberg, Heidelberg, Germany
,
Sara Y. Brucker
1   Department of Womenʼs Health, University Hospital of Tübingen, Tübingen, Germany
,
Markus Hübner
1   Department of Womenʼs Health, University Hospital of Tübingen, Tübingen, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

received 24 August 2017

accepted 09 October 2017

Publication Date:
27 November 2017 (online)

Preview

Zusammenfassung

Einleitung Derzeit kommt in Deutschland fast jedes 3. Kind durch Kaiserschnitt zur Welt. Neben eindeutigen Indikationen zur Sectio, die ca. 10% ausmachen, ist besonders der große Anteil an relativen Indikationen kritisch zu hinterfragen, wenn die derzeitige Sectiorate nachhaltig gesenkt werden soll. Ob dies in Deutschland ein realistisches Ziel ist, ist vor allem vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklungen mehr als fraglich. Alle Untersuchungen zu diesem Thema zeigen hierbei, dass die persönliche Einstellung des betreuenden geburtshilflichen Teams einen erheblichen Einfluss auf die individuelle Wahl des Geburtsmodus der Schwangeren hat. Im ersten Teil der DECISION-Studie wurde daher die persönliche Präferenz von Urogynäkologinnen und Urogynäkologen bezüglich des für sie optimalen Geburtsmodus evaluiert.

Material und Methoden Alle 432 Teilnehmer/innen des 9. Deutschen Urogynäkologie-Kongresses in Stuttgart im April 2017 wurden eingeladen, sich an der onlinebasierten Fragebogenstudie zu beteiligen. Der hierzu herangezogene Fragebogen wurde eigens für diese Arbeit konzipiert.

Ergebnisse 189 (43,8%) der 432 registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern partizipierten. 84,7% (n = 160) der Studienteilnehmer bevorzugten bei unkomplizierter Schwangerschaft eine Spontangeburt. Nur 12,2% (n = 23) präferierten eine Entbindung durch eine elektive Sectio caesarea. Als Hauptgründe hierfür wurde die Sorge vor einer Inkontinenz (87,5%) oder einem Beckenbodenschaden (79,2%) angegeben. An einem im Fragebogen vorgestellten System der Risikostratifizierung, welches ermöglichen soll, anhand von spezifischen Parametern ein Hochrisikokollektiv für Erkrankungen des Beckenbodens frühzeitig zu erkennen, würden 83,6% teilnehmen. Auch das Interesse an einer gezielten postpartalen Rückbildung (97,8%) und an einer hiermit verbundenen optionalen Pessartherapie (64,4%) war groß. Es zeigten sich zudem signifikante Einflüsse der Art der bereits erlebten Geburt (Spontangeburt vs. primäre Sectio) und der Parität auf den zukünftig präferierten Geburtsmodus.

Schlussfolgerung Urogynäkologen/innen bevorzugen die vaginale Entbindung. Es besteht eine große Bereitschaft, an einer Risikostratifizierung teilzunehmen, um risikoadaptiert und individualisiert vorgehen zu können.