B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2017; 33(06): 253
DOI: 10.1055/s-0043-120629
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Haug Verlag in Georg Thieme Verlag KG Stuttgart

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Publication Date:
19 December 2017 (online)

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Liebe Leserinnen und Leser,

Sport, Bewegung und körperliche Aktivität gewinnen in modernen Gesellschaften zunehmend an Bedeutung. Damit einher geht auch ein zunehmendes Interesse an einer sportbezogenen akademischen Ausbildung. Dies zeigt sich einerseits in steigenden Studierendenzahlen in der Sportwissenschaft an Universitäten und Hochschulen und andererseits in der Entwicklung immer neuer Studiengänge, nicht nur an Universitäten, sondern zunehmend auch an privaten Hochschulen und Akademien. So will die 2002 gegründete Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) ihre Studierendenzahlen von derzeit etwa 7.500 durch Erweiterung des Studienprogramms auf über 10.000 in den nächsten Jahren erhöhen. Und die in diesem Jahr gegründete „Deutsche Berufsakademie Sport und Gesundheit“ in Baunatal (dba-baunatal.de) startet zum Wintersemester mit einem dualen praxis- oder ausbildungsintegrierten BA-Studiengang „Bewegungscoaching und Gesundheitsförderung“.

Die mit dem Bologna-Prozess seit 1999 initiierte europaweite Harmonisierung von Studiengängen und Studienabschlüssen und die Einführung eines zweistufigen Systems berufsqualifizierender Studienabschlüsse (Bachelor und Master) haben zu großen Veränderungen im Angebot der Studiengänge geführt. Sportwissenschaftliche Hochschuleinrichtungen und Akademien fühlen sich aufgefordert, differenzierte und berufsfeldspezifischere Studiengänge zu entwickeln und akkreditieren zu lassen. Die Erwartungen des Arbeitsmarktes, dass die Studienabsolventinnen und -absolventen gut ausgebildet und mit spezifischen Kompetenzen in den Beruf einsteigen, sind hoch. Um die Studierenden der Sportwissenschaft auf die jeweiligen Berufsfelder vorzubereiten, müssen spezielle Anforderungen und Erwartungen an das Studienprogramm eines Bachelorstudiengangs erfüllt werden. Dabei besteht die Gefahr, dass Kerninhalte eines sportwissenschaftlichen Studiengangs nicht mehr gelehrt werden. Das erstrebenswerte Ziel sollte es jedoch sein, dass diese Studiengänge einen gemeinsamen identitätsstiftenden sportwissenschaftlichen Kern bewahren.

Wie nun ein solcher Kern unter Berücksichtigung der Anforderungen und Erwartungen des Arbeitsmarktes aussehen könnte, damit hat sich eine von der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft geleitete interdisziplinäre Arbeitsgruppe (AG) beschäftigt. Die AG hat nach mehreren Sitzungen ein Kerncurriculum für einen Ein-Fach-Bachelor Sportwissenschaft erarbeitet, der sich an den im Studium zu erwerbenden Kompetenzen orientiert, aber gleichzeitig keine verbindlichen Lehrfächer vorschreibt. Universitäten und Hochschulen haben somit weiterhin hinreichende Handlungsspielräume bei der Entwicklung von Studiengängen. Damit auch zukünftig Absolventen/innen von BA-Sportstudiengängen „Sport, Bewegung und körperliche Aktivität beschreiben, erklären, analysieren, reflektieren, vermitteln und bewerten können“, sollten neben methodisch-praktischen und fachspezifischen Kompetenzen auch Schlüssel- und übergreifende Kompetenzen in jedem Studienprogramm enthalten sein. Um welche Kompetenzen es sich hierbei im Einzelnen handelt und welche Kompetenzen von Studienabsolventinnen und -absolventen erwartet werden, wird im letzten Beitrag dieser Ausgabe dargelegt. Ich wünsche mir, dass dieses Kerncurriculum zur Orientierung bei der Neukonzipierung von BA-Studiengängen und zur Profilstärkung sportwissenschaftlicher Studiengänge beiträgt.

Ihr

Kuno Hottenrott


Die gesamte Redaktion, der Verlag und der Vorstand des DVGS wünschen seinen Mitgliedern sowie Lesern der B & G eine besinnliche Weihnachtszeit. Damit verbunden sind gute Wünsche für ein erfolgreiches Jahr 2018!