Der Klinikarzt 2017; 46(10): 466
DOI: 10.1055/s-0043-120568
Berühmte Ärzte
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Trauern im Nachkriegsdeutschland

Alexander Mitscherlich (20.9.1908–26.6.1982)
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Publication Date:
24 October 2017 (online)

Setzen Sie alles daran, um eine Kollektivschuld der deutschen Ärzteschaft vor der Öffentlichkeit abzuwenden. Diesen Auftrag erhielt 1946 der Arzt Alexander Mitscherlich von den 3 westdeutschen Ärztekammern, bevor sie ihn als Leiter der Kommission zur Beobachtung der NS-Ärzteprozesse in Nürnberg einsetzten. Die Beschäftigung mit den Verbrecher-Ärzten dieser Zeit, ließ den Psychoanalytiker immer wieder am menschlichen Verstand zweifeln. Es ist eine seelenquälende Quellenarbeit, notierte er. Kurz nach den Prozessen machte sich Mitscherlich zur Hauptaufgabe, die von den Nationalsozialisten verbotene Freudsche Psychoanalyse wieder in Deutschland zu etablieren. Er verschaffte sich einen Namen als Herausgeber der Zeitschrift Psyche, als Gründer des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt und als Leiter der Klinik für Psychosomatische Medizin an der Universität Heidelberg.