Z Gastroenterol 2017; 55(12): 1290-1292
DOI: 10.1055/s-0043-119826
Forschung aktuell
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mKRK: Non-V600BRAF-Mutationen gehen mit exzellenter Prognose einher

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Publication Date:
06 December 2017 (online)

Patienten mit einem metastasierten kolorektalen Karzinom (mKRK), die V600EBRAF-Mutationen aufweisen, sind im Vergleich zu Patienten mit metastasierten BRAF-Wildtyp-Tumoren durch eine deutlich verkürzte Lebensdauer gekennzeichnet. J. C. Jones et al. haben nun innerhalb von verschiedenen Datenbanken Patienten mit einem mKRK und non-V600BRAF-Mutationen identifiziert und deren klinische Charakteristika beschrieben.

Die 3 verwendeten Datenbanken enthielten unter anderem Sequenzdaten, die mithilfe der Next-Generation-Sequencing-(NGS-)Methode gewonnen wurden. Das NGS ermöglicht eine umfassende und gleichzeitige Untersuchung multipler genetischer Hotspots innerhalb verschiedener Gene. Ebenfalls in den Datenbanken enthalten waren demografische Informationen von allen KRK-Patienten. Diese hatten sich zwischen 2013 und ­2016 einem NGS unterzogen. Ziel der retrospektiven Studie war es, die klinischen und pathologischen Folgen von non-V600BRAF-Mutationen sowie deren Einfluss auf das Überleben der Patienten zu ermitteln.

Insgesamt wurde bei 9643 Patienten ein NGS-Test durchgeführt. 208 Patienten (2,2 %) wiesen non-V600BRAF-Mutationen auf, was 22 % aller identifizierten BRAF-Mutationen entsprach. In Hinblick auf die demografischen Charakteristika stellten die Autoren folgendes fest: Patienten, die non-V600BRAF-Mutationen anstelle von V600EBRAF-Mutationen aufwiesen, waren durch ein signifikant geringeres Alter gekennzeichnet (im Median 58 vs. 68 Jahre; p < 0,001), zudem waren diese seltener weiblich (46 vs. 65 %; p < 0,001). Im Fall von Patienten mit non-V600BRAF-Mutationen bestand eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von „High-Grade“-Tumoren (13 vs. 64 %; p < 0,001) oder rechtsseitigen Primärtumoren (37 vs. 81 %; p < 0,001). Hinsichtlich der Raten von Leber-, Lungen- oder Lymphknotenmetastasen waren keine signifikanten Unterschiede zu verzeichnen. Patienten mit non-V600BRAF-Mutationen wiesen im Vergleich zu solchen mit V600EBRAF-Mutationen eine höhere Wahrscheinlichkeit für gleichzeitig auftretende RAS-Mutationen auf (26 vs. 2 %; p < 0,001). Im Vergleich zu Patienten, bei denen ein mKRK mit V600EBRAF-Mutationen oder BRAF-Wildtyp-Tumoren vorlagen, war das mediane Gesamtüberleben im Fall von non-V600BRAF-Mutationen signifikant länger (60,7 vs. 11,4 vs. 43,0 Monate; p < 0,001). Eine multivariable Analyse erbrachte eine unabhängige Assoziation zwischen non-V600BRAF-Mutationen und einem verlängerten Gesamtüberleben (Hazard Ratio 0,18; p < 0,001).

Fazit

Das mKRK mit non-V600BRAF-Mutationen stellt einen klinisch eindeutigen molekularen Subtyp des KRK dar, welcher mit einer exzellenten Prognose assoziiert ist. Nach Meinung der Autoren haben die Studienergebnisse unmittelbare klinische Auswirkungen. Sie ermöglichen unter Umständen aber auch ein besseres Verständnis und eine bessere Behandlung von Krebserkrankungen mit zugrundeliegenden BRAF-Mutationen.

Dr. Frank Lichert, Weilburg