Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(12): 724
DOI: 10.1055/s-0043-119280
Buchrezensionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lohnender Ratgeber zu einem der dringendsten medizinischen Probleme

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Publication Date:
06 December 2017 (online)

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Dr. Dirk. K. Wolter ist erfahrener Gerontopsychiater und aktuell in Dänemark tätig. Er legt in Erstauflage den ausführlichen Band „Schmerzen und Schmerzmittelabhängigkeit im Alter“ aus dem Kohlhammer Verlag in Stuttgart vor. Die Fakten und die Praxisrelevanz des Themas müssen sicher nicht weiter vertieft werden. Das Thema Schmerz ist sicher für alle Ärzte, nicht nur die, die sich mit älteren Menschen und ihren Alltagsproblemen beschäftigen, wichtig. Die Relevanz des Themas unterstreichen auch die fünf (!) Geleitworte von namhaften Experten des Gebiets. Es mag bereits viele allgemeine Bücher zum Thema Schmerztherapie geben, aber keines eben gerade aus der gerontopsychiatrischen Sicht, wo es doch neben der Abhängigkeit noch einige weitere Besonderheiten zu beachten gibt. Zielgruppe des Buches sind sicher nicht nur die „alten Hasen“ auf dem Gebiet, sondern auch Fachpfleger, Laien, Studenten und auch Patienten – in jedem Fall überall, wo Altersmedizin betrieben wird.

Das 348 Seiten umfassende Fachbuch zeichnet sich dadurch aus, dass es sowohl Basiswissen bereitstellt, für Experten erforderliches Niveau bietet, einen vollständigen Überblick über das Thema gibt, und dennoch noch kompakt und lesbar bleibt.

In der technischen Qualität reiht es sich in die bewährten Paperbacks des Verlags ein, das Papier ist hochwertig, der Druck ist zweifarbig, was für das Thema völlig ausreichend ist, Onlinematerialien gibt es keine.

In der Grundgliederung des Buches beginnt der Autor ausführlich mit den Grundlagen von Schmerzen, führt über in Besonderheiten im höheren Lebensalter und beleuchtet dann verschiedene Aspekte des Themas wie die Schmerzanamnese, die assoziierten neuropsychiatrischen Erkrankungen, natürlich Neuropsychopharmaka, Sucht, Opioide, Behandlung und Begleitung.

Die einzelnen Krankheitskapitel sind bei dem Thema des Buches natürlich nicht einheitlich gegliedert. Als didaktisch auflockernde Elemente gibt es für den besonders interessierten Leser Exkurse, ansonsten Infoboxen, Abbildungen und Tabellen. Ausführlich und gründlich wird auf Schmerzskalen verwiesen und auch z. B. die Schlüsselempfehlungen gängiger Leitlinien zu dem Thema wiedergegeben

Die Sprache ist gut verständlich, es wird meist im Fließtext geschrieben, hier und da wären noch mehr Gliederungen bzw. Bullet Points oder noch mehr Fallbeispiele sinnvoll gewesen. Das Literaturverzeichnis ist mit 62 Seiten zu umfangreich.

Insgesamt ist Wolter ein gründliches und umfassendes Buch zu einem wirklich relevanten Thema gelungen, zu dem es bislang keine Entsprechung gab. Es mag bessere Bücher zum Thema Schmerztherapie geben, die jedoch die Problematik des alten Menschen nur am Rand erwähnen und nicht so wie Wolter in die Tiefe gehen. Alternativen zum vorliegenden Werk gibt es im deutschsprachigen Raum schlicht und ergreifend nicht.

Das sehr illustrative Buch „Schmerz im Alter“ von Adelheid Kuhlmey aus der Reihe „Praxiswissen Gerontologie und Geriatrie kompakt“ aus dem Verlag De Gruyter ist inzwischen schon 4 Jahre alt und nicht gerontopsychiatrisch geprägt.

Jedem Gerontopsychiater sei das Buch von Wolter also als Empfehlung dringend ans Herz gelegt; gleichzeitig können auch erfahrene Schmerztherapeuten profitieren, Schmerz und Thema Abhängigkeit aus der spezifisch gerontopsychiatrischen Perspektive wahrzunehmen.

Prof. Dr. Markus Weih, Nürnberg