Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(10): 668-681
DOI: 10.1055/s-0043-118969
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Traumatische Verletzungen des zentralen Nervensystems

Traumatic Injuries of the Central Nervous System
Johannes Walter
,
Klaus Zweckberger
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Publication Date:
13 November 2018 (online)

Zusammenfassung

Traumatische Verletzungen des zentralen Nervensystems stellen die Folge einer äußeren Gewalteinwirkung auf Gehirn oder Rückenmark dar. Sowohl das Schädel-Hirn-Trauma als auch das spinale Trauma sind dynamische Krankheitsbilder, die besondere Anforderungen an Diagnostik und Therapie stellen und somit in spezialisierten Zentren versorgt werden sollten.

Abstract

The term “traumatic injuries of the central nervous system” (CNS) refers to both traumatic brain injury (TBI) as well as traumatic spinal cord injury (SCI). Both types of injuries substantially contribute to morbidity and mortality in developed as well as developing countries. The underlying pathophysiological processes are very complex and despite extensive research efforts they are still not completely understood. Therefore, traumatic injuries to the CNS pose special challenges for preclinical and clinical management. Thus, in order to treat these conditions effectively an interdisciplinary treatment approach consisting of intensive conservative as well as operative treatment options in specialized centers experienced in the treatment of patients with traumatic injuries of the CNS is necessary. This review summarizes the epidemiology, pathophysiology, diagnostic approaches as well as current preclinical and clinical treatment options based on current guidelines and literature. Finally, the prognosis for both conditions is outlined.

Kernaussagen
  • Während die Inzidenz sowohl des Schädel-Hirn-Traumas als auch des Rückenmarktraumas annähernd stabil bleibt, steigt das Durchschnittsalter der betroffenen Patienten bei beiden Verletzungsarten in den letzten Jahren kontinuierlich an.

  • Die Verletzungsmuster liegen in etwa 10 – 15% der Fälle kombiniert vor.

  • Pathophysiologisch unterscheidet man bei beiden Verletzungsformen einen primären (nur präventiven Maßnahmen zugänglichen) von einem sekundären (potenziell therapeutisch zu beeinflussenden) Schaden.

  • In der präklinischen Versorgung liegt der Fokus zwar auf der Überwachung und Aufrechterhaltung der Vitalparameter sowie der Immobilisierung des Patienten, jedoch können auch bereits gezielte therapeutische Maßnahmen ergriffen werden.

  • Die CT-Untersuchung stellt in der Akutdiagnostik des Schädel-Hirn-Traumas den Goldstandard dar; die MRT-Untersuchung spielt nur im Verlauf zur Prognoseeinschätzung eine Rolle.

  • Beim spinalen Trauma erfolgt die bildgebende Akutdiagnostik häufig mittels Spiral-CT-Untersuchung, jedoch ist diese bei entsprechender Symptomatik auch in der Akutphase zwingend durch eine MRT-Untersuchung zu ergänzen.

  • Raumfordernde Prozesse sind umgehend chirurgisch zu entlasten und eine instabile Wirbelsäulenverletzung zu stabilisieren.

  • Zur konservativen intensivmedizinischen Therapie stehen umfangreiche Therapieoptionen zur Verfügung, um die Entwicklung des Sekundärschadens zu limitieren.

  • Extrakranielle Verletzungen tragen maßgeblich zur mit etwa 40% sehr hohen Mortalität des schweren Schädel-Hirn-Traumas bei.

  • Liegt beim Rückenmarktrauma initial eine strukturelle Schädigung des Rückenmarks vor, wird häufig lediglich eine partielle Remission erreicht. Ist das Rückenmark lediglich komprimiert und wird frühzeitig chirurgisch entlastet, ist eine vollständige Remission möglich.