Neuroradiologie Scan 2017; 07(04): 297-316
DOI: 10.1055/s-0043-118839
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Neuroimaging-Befunde bei Mukopolysaccharidose: Was Sie wirklich wissen müssen

Neuroimaging findings in patients with mucopolysaccharidosis: what you really need to know
Roberta Reichert
,
Lillian Gonçalves Campos
,
Filippo Vairo
,
Carolina Fischinger Moura de Souza
,
Juliano Adams Pérez
,
Juliana Ávila Duarte
,
Fernando Araujo Leiria
,
Maurício Anés
,
Leonardo Modesti Vedolin

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Professor Dr. med. Michael Forsting, Essen.
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Publication Date:
24 October 2017 (online)

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Das Zentralnervensystem ist bei den verschiedenen Typen der erblichen Stoffwechselkrankheit Mukopolysaccharidose in sehr unterschiedlichem Ausmaß beteiligt. Die Folge ist eine große Variationsbreite an klinischen Manifestationen. Deshalb ist es für den Radiologen wichtig, die Hauptmanifestationen der Erkrankung im Gehirn zu kennen. Dieser Artikel gibt anhand diverser Bildbeispiele einen Überblick über die typischen Neuroimaging-Befunde.

Abstract

Mucopolysaccharidosis (MPS) is an inherited metabolic disease and a member of the group of lysosomal storage disorders. Its hallmark is a deficiency of lysosomal enzymes involved in the degradation of mucopolysaccharides, also known as glycosaminoglycans (GAGs). The products of GAG degradation accumulate within lysosomes and in the extracellular space, thereby interfering with the degradation of other macromolecules. This process leads to chronic degeneration of cells, which in turn affects multiple organs and systems. There are seven distinct types of MPS (I, II, III, IV, VI, VII, and IX), which are divided into subtypes according to the deficient enzyme and the severity of the clinical picture. Although clinical manifestations vary considerably among the different types of MPS, the central nervous system (CNS) is characteristically affected, and magnetic resonance (MR) imaging is the method of choice to evaluate brain and spinal cord abnormalities. Enlarged perivascular spaces, white matter lesions, hydrocephalus, brain atrophy, cervical spinal canal stenosis with or without spinal cord compression and myelopathy, and bone abnormalities in the skull and spine (dysostosis multiplex) are typical imaging findings described in the literature and reviewed in this article. The differential diagnosis of MPS is limited because the constellation of imaging findings is highly suggestive. Thus, radiologists should be aware of its typical neuroimaging findings so they can recognize cases not yet diagnosed, exclude other metabolic diseases, monitor CNS findings over time, and assess treatment response.

Kernaussagen
  • Die MPS ist eine erbliche Stoffwechselerkrankung aus der Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten. Wichtigstes Kennzeichen ist ein Mangel an lysosomalen Enzymen, die an der Spaltung von Mukopolysacchariden (GAG) beteiligt sind. Partiell abgebaute GAG reichern sich in den Lysosomen und im Extrazellulärraum an und stören den Abbau anderer Makromoleküle. Dieser Prozess führt zu einer chronischen Degeneration von Zellen, die sich allmählich auf zahlreiche Organe und Organsysteme ausbreitet.

  • Erweiterte perivaskuläre Räume, Läsionen der weißen Substanz, Hydrozephalus, Hirnatrophie und zervikale Spinalkanalstenose mit oder ohne Rückenmarkskompression bzw. Myelopathie sind typische Bildgebungsbefunde bei MPS. Zusätzlich sind bei diesen Patienten häufig auffällige Knochenbefunde an Schädel und Wirbelsäule (Dysostosis multiplex) vorhanden.

  • Partiell abgebaute GAG reichern sich im ganzen Körper einschließlich der Leptomeningen an und behindern den Abfluss der interstitiellen Flüssigkeit aus dem Hirnparenchym mit der Folge der Erweiterung der perivaskulären Räume.

  • In der MRT sind Läsionen der weißen Substanz zu beobachten. Am häufigsten betroffen ist die periventrikuläre weiße Substanz, doch können diese Läsionen überall im Gehirn auftreten. Häufig sind die Läsionen symmetrisch verteilt. Sie können miteinander verschmelzen und größer und diffuser werden, sodass sie das Beteiligungsmuster bei Leukodystrophie nachahmen.

  • Die MPS ist mit einer Prädisposition der Patienten für eine atlantoaxiale Instabilität verbunden. Diese beruht auf einer Odontoiddysplasie in Verbindung mit einer Schlaffheit der Bänder. Zusammen mit weiteren Mechanismen können sie eine kompressionsbedingte Myelopathie verursachen.