PPH 2017; 23(06): 261
DOI: 10.1055/s-0043-118684
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
21 November 2017 (online)

Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man vorausschauen.

Winston Churchill

Liebe Leserinnen und Leser,

schon wieder ein Blick zurück? Ja, unbedingt – aber dabei ruhig mal den Blickwinkel wechseln. Denn die Kenntnis der Vergangenheit hilft, sowohl die Gegenwart zu verstehen als auch einen Blick für die Zukunft zu bekommen und Entwicklungen zu beurteilen.

Für den Schwerpunkt „Geschichte der Psychiatrie“ haben Maike Rotzoll und Christof Beyer zurückgeblickt und zusammengestellt, wie sich die Rolle der Pflegenden in der Psychiatrie entwickelt hat. Ihr Fokus liegt auf den 1960er und -70er-Jahren; ein Meilenstein war mit Sicherheit die Etablierung der psychiatrischen Fachweiterbildung für Pflegende im Jahr 1963.

Georg Lilienthal, einer der profundesten Kenner der Materie, fasst für uns das vermutlich dunkelste Kapitel der deutschen Psychiatriegeschichte zusammen: den Massenmord an psychisch erkrankten Menschen in der NS-Zeit.

Hier wird besonders deutlich, wie wichtig ein Blick zurück ist: Denn nach dem Zweiten Weltkrieg tat sich die Psychiatrie sehr schwer, sich der jüngeren Geschichte zu stellen. Nicht wenige Psychiater, die aktiv an der Ermordung von Patienten beteiligt waren, kamen zum Teil schon kurze Zeit nach dem Krieg wieder in hohe Positionen. Auch Teile des beteiligten Pflegepersonals arbeiteten unberührt weiter in der Patientenversorgung.

Was es bedeutete, 1968 in der Psychiatrie mit der Ausbildung zur Krankenschwester zu beginnen, stellt uns Christina Wagner-Stramke sehr aufschlussreich dar.

Mit Blick auf ihre Schilderungen aus der Vergangenheit habe ich ergänzend zwei junge Auszubildende dazu interviewt, wie sie die Arbeit in der heutigen Psychiatrie erleben, welche Vorbilder und Ideale sie haben.

Hierzu passt unser elfter Teil des Interventionskoffers im Praxisteil: Mit dem Fokus auf die Sicht der Auszubildenden thematisieren wir den Umgang mit eskalierenden Situationen.

Weiter fortgeführt haben wir natürlich auch unsere Reihe der systemischen Fallbesprechung: Im dritten Teil wird die Geschlechtsumwandlung thematisiert.

Last, not least, hoffen wir, Ihnen durch die Übertragung des Manchester-Triage-Systems auf die psychiatrische Akutaufnahme eine interessante Anregung geben zu können.

Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!

Mit besten Wünschen für ein schönes Weihnachtsfest,

Ihr
Fritz-Stefan Rau