Suchttherapie 2017; 18(04): 177-183
DOI: 10.1055/s-0043-118648
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Resilienzfaktoren bei Angehörigen von Menschen mit problematischem Substanzkonsum

Resilience Factors of Relatives from People with Problematic Substance Use
Renate Soellner
1   Institut für Psychologie, Universität Hildesheim
,
Christine Hofheinz
1   Institut für Psychologie, Universität Hildesheim
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Oktober 2017 (online)

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Zusammenfassung

Ziel In einer deutschsprachigen Stichprobe von Angehörigen von Menschen mit problematischem Substanzkonsum sollten Resilienzfaktoren identifiziert werden. Resilienz als Ergebnis wurde sowohl als das Fehlen von Belastung als auch über das Vorhandensein von Lebensqualität verstanden.

Methodik 221 Personen, die sich selbst als Angehörige eines Menschen mit problematischem Konsum von Alkohol und/oder illegalen Drogen definierten, nahmen an einer deutschlandweiten Fragebogenstudie (online und paper-pencil) teil. Die Erhebung fand zwischen Januar und August 2016 statt. Resilienz als Ergebnis wurde über psychische und physische Symptombelastung sowie Lebensqualität erfasst. Resilienzfaktoren waren Schulbildung, sozio-ökonomischer Status, Selbstwirksamkeitserwartung und Zufriedenheit mit der Unterstützung des Hilfesystems sowie der emotionalen Unterstützung im privaten Umfeld. Die Prüfung der Resilienzfaktoren erfolgte mittels multipler Regressionsanalysen.

Ergebnisse Angehörige von Menschen mit problematischem Substanzkonsum sind psychisch und physisch belasteter und beschreiben ihre Lebensqualität als niedriger als eine Normstichprobe. Selbstwirksamkeitserwartung erwies sich als der einschlägigste Prädiktor für die Vorhersage der Resilienz, während Schulbildung und Zufriedenheit mit der Unterstützung des Hilfesystems keinen Vorhersagebeitrag leisteten. Resilienz als positives Maß im Sinne von Lebensqualität war darüber hinaus durch die Zufriedenheit mit der emotionalen Unterstützung im privaten Umfeld assoziiert.

Schlussfolgerungen Der Austausch mit anderen Betroffenen (u. a. in Selbsthilfegruppen oder gruppentherapeutischen Angeboten) kann für Angehörige eine wichtige Unterstützungsmöglichkeit sein um Selbstwirksamkeitserwartung zu stärken und sollte weiter gefördert werden. Darüber hinaus kann schon durch Zuwendung und emotionale Unterstützung (Empathie) eine höhere subjektive Lebensqualität erreicht werden. Dies stellt einen relativ niedrigschwelligen Ansatzpunkt für alle Akteure im Versorgungssystem dar.

Abstract

Aims To identify resilience factors in a German speaking sample of relatives from persons with problematic substance use. Resilience as outcome was operationalized via lack of strain as well as quality of life.

Methods 221 persons describing themselves as relatives of people with problematic substance use of alcohol and/or illegal drugs participated in a German-wide study (online and paper-pencil questionnaire) between January and August 2016. Resilience as outcome was operationalized via physical and psychological symptoms of strain and quality of life. Resilience factors were level of education, socio-economic status, perceived self-efficacy and satisfaction with professional support as well as with the emotional support in the private environment. Multiple regression analyses were applied.

Results Relatives of people with problematic substance use report more physical and psychological strain and a lower quality of life than the German norm. Perceived self-efficacy turned out to be the most relevant predictor for resilience, while level of education and satisfaction with professional support were non-significant. When measuring resilience as a positive outcome by quality of life however, satisfaction with emotional support in the private environment was also a significant predictor.

Conclusions Exchange with other relatives e. g. in self-help groups or in group-therapy may be supportive in terms of strengthening perceived self-efficacy and should be enforced. Furthermore through attention and emotional support (empathy) a higher quality of life may be achieved. This represents a low-threshold starting point for all actors in the helping system.