Handchir Mikrochir Plast Chir 2017; 49(05): 331-333
DOI: 10.1055/s-0043-115113
Der interessante Fall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Hypothenar-Hammer-Syndrom als Zufallsbefund in der Handchirurgie

Hypothenar hammer syndrome as incidental finding in hand surgery
Amir Khosrow Bigdeli
,
Frederick Hernekamp
,
Tomke Cordts
,
Berthold Bickert
,
Ulrich Kneser
,
Thomas Kremer
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. August 2017 (online)

Einleitung

1934 beschrieb von Rosen erstmals das Krankheitsbild des Hypothenar-Hammer-Syndroms (HHS) [1]. Es handelt sich um einen Verschluss der Arteria ulnaris in Höhe des Hypothenars, der vermutlich durch repetitive Traumen ausgelöst wird. Betroffen sind vor allem Handwerker, die den Hypothenar gerne als „Hammer“ einsetzen: Dachdecker, Zimmerleute, Fußbodenverleger, Möbeltransporteure, Mechaniker und Elektriker [2]. Das HHS ist in Deutschland als Berufskrankheit gelistet [3]. In Betracht kommen aber auch rezidivierende Rüttelbelastungen sowie auch ein einmaliges stärkeres Trauma [4]. In der Hypothenarregion ist die distale Arteria ulnaris nach Durchquerung der Loge de Guyon bis hin zur Hohlhandaponeurose auf einer Strecke von ungefähr zwei Zentimetern nur von Haut, Unterhautfettgewebe und dem Musculus palmaris brevis bedeckt [4]. Auf der Rückseite hingegen fungiert das Os hamatum bei jedem Schlag mit dem Hypothenar als unnachgiebiges Widerlager, was zur Verletzung der Arterie führen kann. Pathophysiologisch kann es in Folge der traumatischen Gefäßwandschädigung zu einer Aneurysmabildung der distalen Arteria ulnaris mit nachfolgender Thrombosierung und möglicherweise sekundären thromboembolischen Verschlüssen von Digitalarterien kommen [4,] [5]. Klinisch imponiert das HHS am ehesten als sekundäres Raynaud-Phänomen mit ulnar betonter Ischämie der Hand [6]. Die Patienten klagen typischerweise über Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kraftlosigkeit im Bereich des Mittel-, Ring- und Kleinfingers, verstärkt durch Kälte und Belastung. Wir berichten über den seltenen Fall eines HHS der nicht-dominanten Hand eines 64-jährigen Lagerarbeiters, der mit Symptomen einer Abszedierung im Bereich des Hypothenar vorstellig wurde.