Zusammenfassung
Hintergrund/Zielsetzung In den chirurgischen Fächern ist seit Jahren ein Nachwuchsmangel festzustellen. Wegen
des abnehmenden Interesses an Chirurgie bereits im Studium empfehlen die Fachgesellschaften
u. a. eine Stärkung der Betreuung während der praktischen Phasen des Medizinstudiums
zur Steigerung der Attraktivität des Fachbereichs. Innerhalb der curricularen Praxisphasen
des Medizinstudiums nimmt die Famulatur als erste ärztliche Tätigkeit eine besondere
Stellung ein. Ziel dieser Studie war es, Bedeutung und Einflüsse von Famulaturerfahrungen
für die Fachpräferenz einer Wunschdisziplin bei Famulierenden zu untersuchen.
Methoden Es wurden Humanmedizinstudierende der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zu
4 verschiedenen Zeitpunkten im klinischen Studienabschnitt (n total = 373) über ihre
Auswahlkriterien der Famulaturfächer und zu ihren Famulatureindrücken befragt. Hierzu
wurden Fragen zu 5 Themenblöcken anhand einer 5-stufigen „Likert-Skala“ von 1 bis
5 (trifft „außerordentlich“ bis „gar nicht“ zu) eingeschätzt. Die Ergebnisse wurden
statistisch analysiert.
Ergebnisse Die Famulatur hat eine erhebliche Bedeutung für die frühe Laufbahn eines Studierenden.
Medizinstudierende nutzen die Famulatur, um gezielt Fächer, die für ihre spätere Weiterbildung
infrage kommen, kennenzulernen. Eigene und besonders auch fremde Einschätzungen und
Erfahrungen einer Klinik oder von Ausbildern beeinflussen die Entscheidung zu Famulaturfach
und -ort. Famulaturvorbereitende Lehrformate können diesen Effekt verstärken. Aus
Sicht der befragten Studierenden sollten sich Inhalte der Famulatur an Gelehrtes und
Gelerntes des Studiums anschließen. Studierende erwarten Einblick und praktische,
bereichsübergreifende, auch interdisziplinär geprägte Mitarbeit in einem Famulaturfach.
Aus studentischer Sicht beeinflussen die Famulaturerfahrungen in den chirurgischen
Fächern im Gegensatz zu den nicht chirurgischen Erfahrungen eine Weiterbildungspräferenz
für operative Fächer und sind somit ein relevanter Prädiktor.
Schlussfolgerung Lehre im Spannungsfeld der Famulatur ist als wichtige Komponente für die Orientierung
zu einer chirurgischen Laufbahn wirksam. Unterstützende fachspezifische Lehre zur
Famulatur kann durch Verbesserung des Praktikumserlebens zu einer zusätzlichen Verstärkung
dieses fachpräferenzbildenden Effekts einer Famulatur beitragen. Positive Famulaturerfahrungen
werden von Studierenden attraktivitätssteigernd für das Fach wahrgenommen und können
so ein Interesse an einer chirurgischen Tätigkeit bereits im Studium stärken.
Abstract
Background/Aim Surgical and other disciplines have been noticing difficulties in recruiting junior
staff for several years. In response to a decrease in interest within study courses,
surgical associations recommend better supervision during undergraduate practical
education as “clerkships” in order to increase the attractiveness of surgery. This
clerkship has an initiation function, as students for the first time – albeit marginally
– can act as physicians. The aim of this study was to investigate the impact of clerkships
on the disciplinary orientations and preferences of undergraduatesʼ perceptions of
specialist training.
Methods Medical students of the Otto-von-Guericke University Medical School at Magdeburg
were interviewed at 4 different time points in their clinical training (n = 373).
The questionnaire included different dimensions on i) their choice of the subjects
of clerkships and ii) on their clerkship experiences. Questions were subdivided into
5 basic topics, including 5 options to answer according to “Likertʼs scale” ranging
from 1 to 5 (“completely true” to “does not apply at all”). Data were statistically
analysed.
Results Clerkships are an important component of medical studies. Undergraduate medical students
deliberately use clerkships to get to know and to discriminate between medical disciplines
they consider as possible choices for later specialisation. Their own assessment as
well as reported experiences of specific clinics, departments or supervisors influence
decision-making with regard to medical disciplines and locations/institutions for
clerkships. The contents of the clerkships is expected to be closely related to the
medical curricula. Students expect a detailed insight and practical, cross-departmental,
interdisciplinary integration and collaboration in the medical discipline selected
for clerkship. Clerkship experience in surgery affects the studentsʼ preference for
surgical disciplines. They are a relevant predictor.
Conclusion High-quality teaching – an important part of practical undergraduate training (clerkship)
is effective in fostering a subsequent surgical orientation. Preference for surgical
specialisation can be strengthened during medical studies by preparing seminars and
extended practical experiences during clerkship.
Schlüsselwörter
Famulatur - medizinische Ausbildung - Versorgungskompetenz - chirurgische Fachpräferenz
Key words
clerkship - medical education - healthcare competence - preference of the surgical
discipline