Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(08): 442
DOI: 10.1055/s-0043-113315
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Elektrokrampftherapie wirkt bei Schizophrenie

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Publikationsdatum:
25. August 2017 (online)

Schizophrenie-Patienten, die nicht auf eine Erst- und Zweitlinienbehandlung mit Antipsychotika ansprechen, könnte eine Elektrokrampftherapie (EKT) helfen. Kaster et al. haben jetzt die klinische Wirksamkeit der EKT bei Schizophrenie in einer umfassenden Studie untersucht und ermittelt, welche Faktoren Therapieerfolg und transiente kognitive Beeinträchtigungen nach einer EKT beeinflussen.

Die primäre und sekundäre Pharmakotherapie schlägt bei bis zu 20 % der Erkrankten nicht an. Als dritte Option birgt Clozapin das Risiko schwerer Nebenwirkungen und bleibt auch bei 25 % dieser Patienten erfolglos. Frühere Studien weisen darauf hin, dass eine EKT bei Schizophrenie wirksam sein kann, bisher sind aber nicht alle Parameter der Behandlung ausreichend untersucht.

In der vorliegenden Studie analysierten Wissenschaftler in Kanada retrospektiv klinische Aufzeichnungen von 144 Patienten einer großen psychiatrischen Klinik in Toronto, die dort mit modernen Pharmakotherapie- und EKT-Methoden behandelt wurden. Sie erfassten alle Patienten mit einer DSM-IV Diagnose für Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Störung, die von Oktober 2009 bis August 2014 in das EKT-Programm der Klinik überwiesen worden waren und mindestens eine Serie von EKT Behandlungen erhalten hatten. Alle Daten zu Diagnose, Indikation und vorhergehender medikamentöser Therapie sammelten die Forscher von den überweisenden Ärzten.

Die EKT erfolgte in der Klinik mit einem MECTA spECTrum 5 000Q mit einer Pulsweite von 1 ms bei 800mA für bilaterale (BL) und rechts unilaterale (RUL) Stimulation. Für RUL Stimulationen neueren Datums verwendeten die Ärzte ultrakurze Pulsbreiten von 0,3 – 0,37 ms. Sie stimulierten jeweils mit der 1,5-fachen Dosis des ermittelten Schwellenwertes für Krampfanfälle. Die Patienten erhielten die für eine EKT übliche Narkose und Medikamente zur Entspannung der Muskulatur.

Die Forscher bewerteten den Behandlungserfolg der EKT indem sie die Patientenakten der Klinik mit einer 4-Punkte Skala beurteilten (retrospective chart review). Auf dieser Basis schätzten sie den Wert der Clinical Global Impression of Improvement (CGI-I) Skala, die den Erfolg mit 1. exzellent, 2. gut, 3. moderat oder 4. schlecht bewertet. Von 89 der insgesamt 171 Behandlungs-Serien lagen den Wissenschaftlern CGI-I Informationen des behandelnden Psychiaters vor sowie zusätzlich die Bewertung der transienten kognitiven Beeinträchtigung der Patienten. Die Forscher verwendeten dieses Subset der Studie, um Einflüsse der EKT auf die Kognition zu untersuchen.