retten! 2018; 7(04): 246-251
DOI: 10.1055/s-0043-113192
Recht & Berufspolitik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Demografie als zukünftige personalpolitische Herausforderung im Rettungsdienst

Gordon Heringshausen
,
Heiko Schumann
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. September 2018 (online)

Das Thema Fachkräftemangel im Rettungsdienst ist allgegenwärtig. Doch welche Zahlen lassen sich verbindlich abbilden, und wie stellt sich die perspektivische Nachfragesituation dar? Nachfolgend werden die Auswirkungen einer sich bundesweit verändernden Bevölkerungsstruktur auf die Fachkräftesituation im Rettungsdienst und auf die damit verbundene Entwicklung des Einsatzaufkommens skizziert.

Kommentar

von Rico Kuhnke, Schulleiter, Deutsches Rotes Kreuz Landesschule Baden-Württemberg

Der Beitrag von Heringshausen und Schumann beschreibt eindrücklich, wie sich die Situation im Rettungsdienst in der Folge des demografischen Wandels in den kommenden Jahren entwickeln wird. Die vorgestellten Zahlen zur Altersstruktur geben Rückschlüsse auf den in der Praxis beklagten massiven Anstieg des Fahrtenaufkommens und damit verbunden die zunehmende Belastung des Personals im Rettungsdienst.

Um das erhöhte Fahrtenaufkommen bewältigen zu können, sind in den vergangenen Jahren, im Rahmen der Vorhalteerweiterung zusätzliche Stellen im Rettungsdienst geschaffen worden. In diesem Zusammenhang alarmierend sind die Ergebnisse hinsichtlich der Stellensituation im Rettungsdienst: Praktisch alle Rettungsdienstträger kämpfen mit offenen Stellen, die sie nicht in ausreichendem Maß besetzen können.

Verschärft wird diese Situation durch das Anfang 2014 in Kraft getretene Notfallsanitätergesetz. Erst mit großem zeitlichem Verzug haben die Rettungsdienstträger mit der Ausbildung junger Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter begonnen. Bedingt durch die 3-jährige Ausbildung kommt es zu einer Personallücke, die die Stellensituation in den kommenden Jahren zusätzlich belasten wird. Und als wäre dies noch nicht genug, werden in den kommenden Jahren aufgrund der Überalterung in den Rettungsdiensten viele Mitarbeiter in den Ruhestand gehen.

Entgegen dem Trend in anderen Gesundheitsfachberufen ist die Ausbildung zum Notfallsanitäter für junge Menschen attraktiv, und die Bewerberzahlen liegen deutlich über der Zahl freier Ausbildungsplätze. Spricht man heute mit den verantwortlichen Leitungskräften im Rettungsdienst, beschreiben diese eine Situation, wie wir sie vor 30 Jahren in der Pflege hatten: „Auf 15 offene Stellen haben wir 80 Bewerbungen!“ Der einzige Weg aus der sich anbahnenden personellen Katastrophe ist, diese positive Bewerbersituation zu nutzen und unsere Ausbildungskapazitäten umgehend maximal auszuschöpfen.