Z Gastroenterol 2017; 55(12): 1286-1288
DOI: 10.1055/s-0043-111454
Forschung aktuell
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Immunspezifische Klasse von HCCs identifiziert und charakterisiert

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Publication Date:
06 December 2017 (online)

Bei Patienten mit Tumoren im fortgeschrittenen Stadium können Substanzen, die die Immunantwort gegen Tumoren durch Modifizierung der T-Zell-Regulation induzierten, das Überleben verlängern. D. Sia et al. haben nun im Rahmen einer Studie die molekularen Eigenschaften einer speziellen Gruppe von hepatozellulären Karzinomen (HCCs) – genannt „Immune Class“ – untersucht. Diese sind möglicherweise geeignete Kandidaten für eine Immuntherapie.

Bei insgesamt 956 humanen HCC-Proben erfolgte eine Analyse des Genexpressionsprofils. Zudem wurden die Genexpressionsmuster von Entzündungszellen in Tumorproben ermittelt. Die Autoren stellten den Genexpressionsmustern das Vorhandensein von Immunzell-Infiltraten sowie immunregulatorischen Molekülen gegenüber. Dies geschah unter anderem durch immunhistologische Analysen innerhalb eines Trainingsets von 228 HCC-Proben. Die Validierung der Ergebnisse erfolgte anhand von 728 Tumorproben. Schließlich wurde untersucht, ob Zusammenhänge bestehen zwischen den Genexpressionsprofilen der Immunzellen und der Anzahl von Chromosomenaberrationen sowie Mutationen und ob die „Immune Class“ ein spezifisches DNA-Methylierungsmuster aufweist.

Bei ca. 25 % der HCCs waren Marker für eine Entzündungsantwort nachweisbar. Innerhalb eines Subsets von Proben der Trainingskohorte wurde die Proteinexpression des „Programmed Death-Ligand 1“ (PD-L1) sowie „Programmed Death 1“ (PD-1) untersucht. Bei 16 % der HCCs war eine PD-L1-Expression nachweisbar. Eine Expression von PD-1 trat bei 10 % aller Fälle auf. Diese Gruppe von Tumoren bildete die „Immune Class“. Patienten, die zu dieser Gruppe gehörten, waren demnach durch eine erhöhte PD-L1/PD-1-Expression sowie durch einen hohen Grad von Immunfiltration gekennzeichnet. Die Autoren konnten 2 klar abgegrenzte Subtypen nachweisen: Dabei handelte es sich einerseits um den „Active Immune Response Subtype“ (∼65 %), der eine Überexpression von Genen der adaptiven Immunantwort aufwies, andererseits um den „Exhausted Immune Response Subtype“ (∼35 %). Letzterer war durch das Auftreten von immunsuppressiven Signalen gekennzeichnet (z. B. TGF-β, M2-Makrophagen). Hinsichtlich der Anzahl der Mutationen oder der Expression von Tumorantigenen waren zwischen der immunspezifischen Klasse und anderen HCCs keine Unterschiede feststellbar. Weitere Studiendaten wiesen darauf hin, dass die „Immune Class“ durch ein einzigartiges Methylierungsmuster gekennzeichnet ist. So konnte bei 192 immunassoziierten Genen eine differenzielle Methylierung gezeigt werden, die in den meisten Fällen mit einer veränderten Genexpression einherging.

Fazit

Etwa 1/4 aller untersuchten HCCs exprimierten Marker für eine Entzündungsantwort. Manche HCCs sind möglicherweise anfällig gegenüber Substanzen, die regulatorische Vorgänge innerhalb von T-Zellen blockieren, so die Autoren. Dazu gehören beispielsweise Inhibitoren von PD-L1, PD-1 sowie TGF-β.

Dr. Frank Lichert, Weilburg

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Wirkmechanismus von PD-1 bzw. PD-L1-Inhibitoren. Antikörper gegen PD-1 (Nivolumab, Pembrolizumab) oder PD-L1 (Atezolizumab, Durvalumab) verhindern die Interaktion von Ligand und dem inhibitorischen Rezeptor. Hierdurch wird eine länger anhaltende T-Zellaktivität erreicht (Quelle: Roth P et al. Immuntherapie von Hirntumoren. Akt Neurol 2017; 44: 400 – 408).