Rofo 2017; 189(09): 820-827
DOI: 10.1055/s-0043-109690
Interventional Radiology
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Analyse der Strahlenexposition für Patienten bei 146 Perkutanen Radiologischen Gastrostomien

Article in several languages: English | deutsch
Tim-Ole Petersen
,
Martin Reinhardt
,
Jochen Fuchs
,
Dieter Gosch
,
Alexey Surov
,
Patrick Stumpp
,
Thomas Kahn
,
Michael Moche
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Publication History

03 January 2017

10 April 2017

Publication Date:
13 June 2017 (online)

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Zusammenfassung

Ziel Bestimmung der Strahlenexposition für die Patienten bei der Anlage einer Perkutanen Radiologischen Gastrostomie (PRG) in einem größeren Patientenkollektiv.

Material und Methoden Von 146 erfolgreich durchgeführten, konsekutiven, primären PRG-Anlagen in den Jahren 2004 – 2015 wurden Daten zur Strahlenexposition erhoben. Dabei wurden die Parameter Dosisflächenprodukt (DFP), respektive Dosislängenprodukt (DLP) und die Durchleuchtungszeit (DLZ) erfasst und in Bezug auf die verwendeten Geräte (Flachdetektor (FD) vs. Bildverstärker (BV)), sowie die Notwendigkeit der periprozeduralen Anlage einer für die Magendistension notwendigen naso- oder orogastralen Sonde hin analysiert. Ergänzend wurde die effektive Dosis von PRG-Anlagen mittels Röntgendurchleuchtung (DL), Computertomografie (CT) und Interventionen mit Cone Beam CT (CBCT) mit dem entsprechenden Konversionsfaktor bestimmt.

Ergebnisse Das mediane DFP von PRG-Anlagen unter DL lag bei 163 cGy*cm2 (FD: 155 cGy*cm2; BV: 175 cGy*cm2). Die mediane DLZ betrug 2,2 min. Dabei führte eine intraprozedurale Anlage einer naso- oder orogastralen Sonde (n = 68) zu einer signifikanten Verlängerung der medianen DLZ auf 2,5 min gegenüber 2 min bei Patienten mit bereits liegender Sonde. Zusätzlich wurden Dosiswerte von kleineren Patientengruppen analysiert, bei denen die PRG CBCT-gestützt (n = 7; medianes DFP = 2635 cGy*cm2), oder CT-gestützt (n = 4, medianes DLP = 657 mGy*cm) angelegt wurde. Durch Abschätzungen aus den medianen DFP bzw. DLP ergaben sich effektive Dosen von 0,3 mSv für DL-gestützte Anlagen (FD 0,3 mSv; BV 0,4 mSv), mittels FD mit CBCT 7,9 mSv, und bei PRG-Anlagen im CT eine effektive Dosis von 9,9 mSv. Das entspricht einem Faktor 26 von DL gegenüber CBCT, beziehungsweise einem Faktor 33 von DL gegenüber CT.

Schlussfolgerung Perkutane Radiologische Gastrostomien unter DL sind Interventionen mit geringer Röntgenstrahlenexposition. Die intraprozedurale Anlage einer naso- oder orogastralen Sonde verlängert die Durchleuchtungszeit, hat aber nur einen geringen Einfluss auf die Gesamtdosis der Intervention. Um die Strahlenexposition bei PRG-Anlagen für Patienten und Personal zu minimieren, sollte bei fluoroskopisch geführten Interventionen ein Flachdetektorsystem mit kurzen Durchleuchtungssequenzen in niedriger Dosis und geringer Bildfrequenz genutzt werden. Aufgrund der deutlich höheren Strahlenexposition sollten sowohl der Einsatz einer C-Bogen-CT als auch PRG-Anlagen im CT auf klinisch unbedingt notwendige Ausnahmen mit strenger Indikationsstellung beschränkt werden.

Kernaussagen

  • Fluoroskopisch gestützte PRG-Anlagen sind effiziente Interventionen mit niedriger Strahlenexposition.

  • Die Strahlenexposition unter Röntgendurchleuchtung ist an Flachdetektorsystemen geringer als bei Systemen mit Bildverstärker.

  • Die begleitende Anlage einer Magensonde verlängert die Durchleuchtungszeit.

  • Die Magensondenanlage lohnt sich, um den vorschnellen Einsatz der deutlich strahlenintensiven CT verhindern.

  • Der Einsatz der Cone Beam CT oder der CT erhöht die Strahlenexposition um das 26 bzw. 33fache

  • Die PRG-Anlage mithilfe von Cone Beam CT und CT sollten nur in Ausnahmefällen erfolgen.

Zitierweise

  • Petersen TO, Reinhardt M, Fuchs J et al. Analysis of Patients’ X-ray Exposure in 146 Percutaneous Radiologic Gastrostomies. Fortschr Röntgenstr 2017; 189: 820 – 827