Dialyse aktuell 2017; 21(04): 159
DOI: 10.1055/s-0043-107844
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Pflege stärken

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Publication Date:
17 July 2017 (online)

Das kam überraschend: Nach einem langen Hin und Her, das die Hoffnung auf eine Lösung in dieser Legislaturperiode immer mehr hatte schwinden lassen, ergab sich innerhalb der großen Koalition im April doch noch ein Kompromiss bzgl. der Pflegereform. Der Vorschlag, auf dem der Konsens gründet, kam laut eines Statements der SPD-Bundestags-Fraktion von Prof. Martin Lauterbach (stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion) und von Georg Nüßlein (stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion).

Grundsätzlich soll ab dem Ausbildungsjahrgang 2019 an allen Pflegeschulen eine 2-jährige generalistische Ausbildung erfolgen. Danach sollen die Auszubildenden wählen können, ob sie einjährig generalistisch weiter machen oder sich spezialisieren (auf Altenpflege oder Kinderkrankenpflege). Eine weitere Möglichkeit soll sein, dass Auszubildende an allen Pflegeschulen nach 2 Jahren Generalistik den Abschluss „Pflegeassistenz“ erwerben können. Das Bundesgesundheitsministerium und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend werden 6 Jahre nach dem Start des neuen Ausbildungskonzeptes auswerten, wie die Wahl der Auszubildenden nach den ersten beiden Jahren ausgefallen ist. Sollten sich mehr als die Hälfte für den generalistischen Weg entschieden haben, ist angedacht, dass die speziellen Berufsabschlüsse nicht mehr angeboten werden. Dann würde in der Pflegeausbildung nur noch die Generalistik existieren. Das Pflegeberufereformgesetz muss allerdings zunächst grundsätzlich wieder aufgerollt werden und durchläuft somit wieder ein Gesetzgebungsverfahren.

Es ist nun sehr wichtig, hierauf aufbauend die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Chancen zu nutzen, welche die Rahmenbedingungen zulassen. Die Pflege muss insgesamt gestärkt werden. Denn nach wie vor bzw. immer mehr mangelt es an qualifiziertem Pflegepersonal. Wie dringlich dies inzwischen schon ist, zeigt Folgendes: So hat sogar das Charité Universitätsklinikum Berlin kürzlich eine Prämie für diejenigen ihrer Mitarbeiter ausgeschrieben, die Kandidaten u. a. für den Arbeitsbereich Pflege vermitteln. Zudem zeigte eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit, dass Stellen für Altenpflegekräfte erst nach im Schnitt 162 Tagen wieder besetzt werden konnten – einsame Spitze!

In dieser Ausgabe der Dialyse aktuell finden Sie übrigens auch etwas „Generalistisches“ zum Thema Pflege: Lesen Sie ab Seite 201 eine Originalarbeit aus dem pflegerischen Bereich zum Umgang mit kognitiv beeinträchtigten, dialysepflichtigen Patienten. Die Beitragsinhalte betreffen somit sowohl Pflegekräfte in Altenheimen und Sozialstationen als auch auf Dialysestationen. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre dieses Artikels und auch der anderen Beiträge im vorliegenden Heft!