Zusammenfassung
Ziel der Studie Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz wurde Mitte 2015 § 27 b SGB V die Zweitmeinung
(ZM) in Deutschland gesetzlich verankert, auch wenn bislang die dabei zu berücksichtigenden
Eingriffe vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) noch nicht festgelegt worden sind.
Unabhängig davon können die Krankenkassen jedoch den Versicherten eine ZM erstatten.
Das Ziel ist eine Bestandsaufnahme der Angebote für ZM, die von den gesetzlichen Krankenkassen
angeboten werden.
Methodik Im November 2016 sind die Webauftritte aller deutschen gesetzlichen Krankenkassen
(KK, n=117) durchsucht worden. Recherchiert wurden Einträge zu Angeboten zu ZM für
die Versicherten. Die Angaben wurden von einer Person extrahiert und von einer zweiten
Person unabhängig davon qualitätsgesichert.
Ergebnisse Insgesamt konnten 78 ZM-Programme identifiziert werden. Die Hälfte der Krankenkassen
(50%, n=59) hat mind. ein ZM-Programm, wovon die meisten dem Gebiet der Orthopädie
(78%, n=61) und der Onkologie (58%, n=45) zugeschrieben werden konnten (Mehrfachnennungen
jeweils möglich). Am häufigsten wird die ZM outgesourct (58%; n=44). Eine Vermittlung
zu Gesundheitsdienstleitern, die über einen Vertrag mit der Krankenkasse verfügen
erfolgt in 45% (n=34) der Fälle, während die ZM nur selten vom Krankenkassenpersonal
erbracht wird (11%; n=8). Die Erbringung der ZM erfolgt in den meisten Fällen nach
Aktenlage (63%; n=48), gefolgt vom persönlichen Kontakt (43%; n=33) und telefonischen
Kontakt (14%; n=11). Das Erbringen der ZM dauert im Median 7 Tage, wobei die ZM nach
Aktenlage (Median 7) schneller erbracht wird, als bei einem persönlichen Termin (Median
14 Tage).
Schlussfolgerung Die Möglichkeit eine ZM einzuholen, steht weiten Teilen der deutschen Bevölkerung
offen. Das Angebot der einzelnen ZM-Programme muss als sehr heterogen beschrieben
werden, was insgesamt zu einem sehr unübersichtlichen Angebot führt, das für den Patienten
kaum zu durchschauen ist.
Abstract
Objective According to a new legislation passed in 2016, patients with an indication for elective
procedures have the right to obtain a second opinion. The Federal Joint Committee
has not yet provided a list of indications that this legislation will cover. Independently
of this, the statutory health insurances can, nonetheless, pay for a second opinion.
The aim of this article is to give an overview of current second opinion programs
delivered by the statutory health insurance schemes.
Methods Websites of all German statutory health insurance schemes (n=117) were searched for
second opinion programs and their features in November 2016. All data was extracted
by one person and verified by a second person.
Results In total, 78 second-opinion programs were identified. Half of all statutory health
insurance schemes (50%, n=59) provide at least one second-opinion program. The majority
of them was in the field of orthopedics (78%, n=61) and oncology (58%, n=45). Multiple
replies were possible. In most cases, second-opinion programs were outsourced (58%;
n=44), followed by forwarding patients to health service providers contracted with
the statutory health insurance scheme (45% n=34). Only in 11% (n=8) was the second
opinion delivered by staff of the statutory health insurance scheme. The second opinion
was delivered based on submitted documents only (63%; n=48), direct patient-physician
contact (43%; n=33), and contact by phone (14%; n=11). The delivery of the second
opinion took 7 days in median, while the delivery based on submitted documents only
(median 7) was faster than the delivery by direct-physician contact (median 14).
Conclusions The majority of those living in Germany have the possibility to obtain a second opinion.
However, second-opinion programs are very heterogeneous so that patients are confused
about their rights to second opinion.
Schlüsselwörter
Zweitmeinung - Indikationsqualität - elektive Eingriffe - Krankenversicherung - Gesundheitspolitik
- Versorgungsqualität
Key words
second opinion - indication for surgery - elective surgery - statutory health insurance
- health policy - quality of care