Laryngorhinootologie 2017; 96(07): 436-437
DOI: 10.1055/s-0043-105200
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Antibiotika-Therapien erhöhen das Risiko für eine chronische Rhinosinusitis

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Publication Date:
02 August 2017 (online)

Maxfield AZ et al. General antibiotic exposure is associated with increases risk of developing chronic rhinosinusitis. Laryngoscope 2017; 127: 296–302

Die Dysbiose nach Anwendung von Antibiotika ist nicht auf den Darm beschränkt – auch die mikrobielle Diversität im Bereich der Nasenschleimhaut kann gestört werden. In einer US-amerikanischen Fall-Kontroll-Studie wurde jetzt untersucht, ob die Antibiotika-Exposition möglicherweise ein Risikofaktor für die Entwicklung einer chronischen Rhinosinusitis (CRS) ist.

Schon lange kennt man den Zusammenhang zwischen Antibiotikagebrauch und vermehrter Anfälligkeit für sekundäre Schleimhautinfektionen z. B. durch Candida albicans oder Clostridium difficile. Die Antibiotika-induzierte gestörte Zusammensetzung des Mikrobioms spielt nach den Ergebnissen neuerer Studien dabei eine wesentliche Rolle.

Akute und chronische Rhinosinusitis sind im niedergelassenen Bereich einer der häufigsten Anlässe für eine Verschreibung von Antibiotika. Dabei ist die chronische CRS definiert als ein länger als 12 Wochen anhaltendes sinonasales Beschwerdebild mit mindestens einmaligem Nachweis von Infektion/Entzündung in der nasalen Endoskopie oder radiologischen Bildgebung. Die antimikrobielle Therapie führt aber in vielen Fällen nicht zur langfristigen Lösung des Problems, was die Annahme unterstützt, dass zusätzliche ätiologische Faktoren eine Rolle spielen. Bei der CRS mit Nasenpolypen (CRSwNP) scheint eine eosinophile Inflammation mit einem Typ-2-Immunprofil beteiligt zu sein – die genaue Rolle von Bakterien und ihrer Produkte ist aber weiterhin unklar. Zunehmend rückt in diesem Zusammenhang die Zusammensetzung des sinonasalen Mikrobioms in den Fokus. So wurde bei CRS-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen eine verminderte mikrobielle Diversität mit Vermehrung pathogener Spezies beobachtet. Beim Verlust dieser Diversität könnten Antibiotika-Anwendungen beteiligt sein.

An der Studie von Alice Z. Maxfield et al. nahmen 1162 Patienten mit sinonasalen Beschwerden teil. Bei 410 war eine CRS diagnostiziert worden, davon bei 137 mit Nasenpolypen. Die restlichen 752 Patienten mit anderen Diagnosen bildeten die Kontrollgruppe. Bei allen Patienten wurde der vorangegangene, nicht durch die Sinusitis selbst begründete Antibiotikagebrauch dokumentiert.