Der Nuklearmediziner 2017; 40(02): 101
DOI: 10.1055/s-0043-105003
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nuklearmedizinische Entzündungsdiagnostik 2017, ein Update

Nuclear medicine in the diagnosis of inflammation
Johannes Meller
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Publication Date:
13 June 2017 (online)

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Das letzte Heft, das in der Zeitschrift „Der Nuklearmediziner“ der Entzündungsdiagnostik gewidmet war, liegt nun 10 Jahre zurück.

Die aktuelle AWMF-Leitlinie zur Nuklearmedizinischen Entzündungsdiagnostik von 2015 zeigt, dass die FDG-PET/CT bei vielen Indikationen mittlerweile das Standardverfahren der Wahl geworden ist. Dementsprechend wird in diesem Heft der FDG-PET/CT eine wichtige Übersichtsarbeit durch Herrn Professor Gotthardt gewidmet.

Nuklearmedizinische Methoden sind bei der Entzündungsdiagnostik häufig sehr sensitiv, aber gelegentlich immer noch zu unspezifisch. Dies kann ein Vorteil sein, wie bspw. beim Einsatz der FDG-PET/CT beim Fieber unklarer Genese (FUO), ist aber bei anderen Fragestellungen, wie z. B. bei der septischen Prothesenlockerung, ein Nachteil.

Dieses Heft beschäftigt sich mit den vielfältigen Tracern, die in den letzten 10 Jahren evaluiert wurden, um Entzündungen spezifisch und sensitiv zu detektieren. Diese Tracer werden sowohl im radiochemischen Teil als auch in dem Beitrag von Frau Dr. Bouter besprochen. In den vergangenen Jahren wurden konsequent viele der lange bekannten Einzelphotonen-emittierenden Radiopharmaka für die Positronen-emittierende nuklearmedizinische Diagnostik variiert und evaluiert. Andere Tracer nutzen vielfältige neue Targets für die Entzündungsdiagnostik. Leider ist keiner dieser Tracer in einer größeren klinischen Studie evaluiert worden.

Wie in anderen Bereich der Nuklearmedizin hat auch bei der Entzündungsdiagnostik der Einsatz der SPECT/CT einen deutlichen diagnostischen Zugewinn bei Verwendung der in der Routine verfügbaren Tracer gebracht. Dies drückt sich in einem Zugewinn an Spezifität aber auch an Sensitivität aus, wie dies nach der Einführung der PET/CT für die meisten onkologischen Fragestellungen der Fall war. Dies wird v. a. im Beitrag von Herrn PD Ivancevic deutlich. Sein Beitrag beschäftigt sich mit den zugelassenen radioaktiven Tracern bei der Diagnostik von Entzündungszuständen, die nach wie vor in der klinischen Routine, insbesondere in den niedergelassenen Praxen, eine große Rolle spielen.

Im Vergleich zu den prospektiven Studien, die mittels FDG-PET/CT bei onkologischen Patienten durchgeführt wurden, ist die Anzahl der mittels nuklearmedizinischer Entzündungstracer prospektiv untersuchten Patienten gering. Dementsprechend können wir noch keinen hohen Evidenzgrad bieten, dass unsere Methoden im Vergleich zur konventionellen Bildgebung einen messbaren Vorteil bringen. Hier ist mehr Kooperation im Fach und mehr überregionale und internationale Zusammenarbeit unter dem Dach der DGN und EANM gefragt, um die vielversprechenden Ansätze zur spezifischen Entzündungsdiagnostik, wie sie in diesem Heft beschrieben werden, in die klinische Routine zu überführen.