Suchttherapie 2022; 23(S 01): S14-S15
DOI: 10.1055/s-0042-1755978
Abstracts
S10: Achtsamkeit und Sucht in Kindheit und Jugend: ausgewählte Befunde aus dem Forschungsverbund IMAC-Mind (BMBF)

Klinische Epidemiologie von Substanzgebrauchsstörungen und Zusammenhänge mit Achtsamkeit im Kindes- und Jugendalter (IMAC-Mind Teilprojekt 8)

N Arnaud
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf , Hamburg
,
K Simon-Kutscher
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf , Hamburg
,
A Daubmann
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf , Hamburg
,
L Wartberg
2   Medical School Hamburg, Hamburg
,
R Thomasius
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf , Hamburg
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Adoleszenz ist häufig die Phase in der Lebensspanne, in der sich diagnostisch erfassbare psychiatrische Phänomene erstmals manifestieren und gilt als Hochrisikophase für die Entwicklung substanzbezogener und komorbider psychischer Störungen. Während verschiedene Gebrauchsformen psychoaktiver Substanzen auch im Zeitverlauf bei Kindern und Jugendlichen gut abgebildet sind, liegen aktuelle Daten zur klinischen Epidemiologie von Substanzgebrauchsstörungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland nicht vor.

Material und Methodik Ziel des epidemiologischen Teilprojektes 8 im IMAC-Mind Verbund ist die kriterienbasierte Schätzung der Prävalenz des missbräuchlichen und abhängigen Konsums von Nikotin, Alkohol, Cannabis nach DSM-IV und weiterer komorbider psychischer Symptome (SDQ) in einer repräsentativen Stichprobe in Deutschland. Dazu wurden zwischen Oktober und Dezember 2020 über 4000 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren mittels computergestützter Telefoninterviews (CATI) befragt. Im Rahmen von Strukturgleichungsmodellen werden zudem die Beziehungen zwischen dispositioneller Achtsamkeit, Impulsivität, Sensation Seeking und dem Substanzkonsum untersucht.

Ergebnisse Mehr als 11% der befragten Jugendlichen erfüllen im Selbstbericht die Kriterien für eine Substanzgebrauchsstörung. Die Prävalenzen waren für männliche Jugendliche in der Altersgruppe der 16- bis 18-Jährigen und die Substanz Alkohol am höchsten. In weiteren multivariaten Analysen zeigten sich direkte und indirekte Zusammenhänge zwischen dem Substanzkonsum und den Merkmalen Achtsamkeit, Impulsivität, Sensation Seeking, Verhaltensproblemen und Problemen mit Gleichaltrigen.

Zusammenfassung Die Daten sollen künftig für eine verbesserte alters- und störungsspezifische Bedarfsplanung in der Krankenversorgung und die Abschätzung der Inanspruchnahme und Erreichbarkeit von Hilfen herangezogen werden können. Zudem können die Ergebnisse zu einem verbesserten Verständnis der Bedeutung achtsamkeitsorientierter Konzepte im Zusammenhang mit dem Substanzkonsum im Jugendalter beitragen.



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Article published online:
30 August 2022

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