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DOI: 10.1055/s-0042-1755843
Effekte körperlichen Trainings auf osteoporotische Hauptfrakturen bei Menschen in mittlerem-hohen Lebensalter. Eine systematische Übersicht und Meta-Analyse.
Einleitung Osteoporotische niedrig-traumatische Frakturen sind ein großes Problem in unserer alternden Gesellschaft. Abgesehen von den weitreichenden individuellen Folgen, sind Fragilitätsfrakturen eine hochrelevante Belastung des Gesundheitswesens. Einige wenige Übersichtsarbeiten und Metanalysen berichten positive Effekte körperlichen Trainings auf die Gesamt-Frakturinzidenz, der korrespondierende Effekt auf osteoporotische Hauptfrakturen wurde bislang allerdings nicht evaluiert. Ziel der vorliegenden systematischen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse war somit die Analyse der Effekte körperlichen Trainings auf osteoporotische Hauptfrakturen.
Methode Eine systematische Recherche von sechs Literaturdatenbanken gemäß PRISMA-Leitlinie schloss (a) kontrollierte Trainingsstudien mit (b) Personen 45 Jahre und älter ohne (c) medikamentöse Therapie oder Erkrankungen mit Einfluss auf Frakturgrößen ein, welche (d) die Anzahl der Frakturen jeweils getrennt für Trainings- (TG) und Kontrollgruppe (KG) als (e) primären oder sekundärer Endpunkt, Beobachtung oder unerwünschtes Ereignis angaben. Frakturen an Hüfte, LWS, Unterarm und proximalem Oberarm wurden als osteoporotische Hauptfrakturen angesehen. Die vorliegende Analyse verwendete ein mixed-effect Poisson Modell zur Bestimmung der Frakturinzidenz per Gruppe, korrespondierende Regressionsmodelle erfassten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Ergebnisse Insgesamt gingen 14 Studien mit insgesamt 10920 Patientenjahren für die TG und 10312 für die KG in die Analyse ein. Die Anzahl der osteoporotischen Hauptfrakturen in der TG betrug 153, für die KG wurden 196 Frakturen erfasst. Die adjustierte Inzidenzrate respektive das relative Risiko (RR) lag bei 0.69 (95% Konfidenzintervall: 0.52 – 0.92). Die alternative durchgeführte Mantel-Haenszel Methode bestätigt dieses signifikante Ergebnis (p=.007). Die Heterogenität zwischen den Studienergebnissen lag mit I2=1% absolut vernachlässigbar, die Analysen der Trichterdiagramme zeigten keine wesentlichen Auffälligkeiten. Eine Sub-Analyse gemäß dem Supervisionsgrad zeigte signifikant günstigere Daten für überwiegend supervisierte (RR: 0.38; 0.19-0.76) verglichen mit überwiegend nicht-angeleiteten Trainingsprogrammen (RR: 0.82; 0.64-1.05).
Diskussion Die vorliegende Arbeit bestätigt den positiven Effekt körperlichen Trainings auf die Inzidenz von osteoporotischen Hauptfrakturen. Überwiegend supervisierte Trainingsprotokolle zeigen sich dabei den für Ausrichter und Teilnehmer weniger aufwändigeren, nicht oder überwiegend nicht-supervisierten Trainingsprogrammen als signifikant überlegen. Der in Deutschland breit etablierte und konsequent supervisierte Rehabilitationssport/Funktionstraining für Osteoporose-Erkrankte könnte somit ein ideales Setting zur Frakturprophylaxe durch körperliches Training darstellen.
Keywords körperliches Training, osteoporotische Hauptfraktur, Meta-Analyse
Korrespondenzadresse Wolfgang Kemmler, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizinische Physik und Mikrogewebetechnik, Henkestrasse 91, 91052 Erlangen, Deutschland, E-Mail: wolfgang.kemmler@imp.uni-erlangen.de
Publication History
Article published online:
08 September 2022
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany