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DOI: 10.1055/s-0042-1755723
Mukosale SARS-CoV-2 Antigen Persistenz als Grundlage für „Long-COVID“
Hintergrund Die Coronavirus-Pandemie 2019 (COVID-19) prägt unsere Gesellschaft und unser Leben seit über zwei Jahren. Langzeitfolgen von COVID-19, die unter dem Begriff "post-acute COVID-19 syndrome" oder „Long-COVID“ zusammengefasst werden, treten weltweit zunehmend auf. Wir untersuchten, ob die Antigenpersistenz des severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (SARS-CoV-2) dem “post-acute COVID-19 syndrome” zugrunde liegt.
Methoden Wir führten eine Endoskopiestudie mit 46 Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) 219 Tage (range: 94-257) nach bestätigter COVID-19-Infektion durch. Die Persistenz von SARS-CoV-2 Antigenen wurde im Dünn- und Dickdarm mittels qPCR von vier viralen Transkripten, Immunfluoreszenz des viralen Nukleokapsids und Viruskultivierung aus Biopsiegewebe untersucht. „Long-COVID“ Symptome wurden anhand eines standardisierten Fragebogens erhoben, und die systemische SARS-CoV-2 Immunantwort wurde mittels Durchflusszytometrie und ELISA zum Zeitpunkt der Endoskopie analysiert. Die CED-Erkrankungsaktivität wurde klinisch, biochemisch und endoskopisch untersucht.
Ergebnisse Wir berichten Expression von SARS-CoV-2-RNA in der intestinalen Mukosa ~7 Monate nach milder COVID-19 Infektion bei 32 von 46 Patienten mit CED. Virales Nukleokapsidprotein persistierte bei 24 von 46 Patienten im Darmepithel und in CD8+ T-Zellen. Im Stuhl waren keine SARS-CoV-2 Antigene nachweisbar und die Persistenz von viralen Antigenen stand in keinem Zusammenhang mit dem Schweregrad der akuten COVID-19 Infektion, der immunsuppressiven Therapie oder der CED-Erkrankungsaktivität. In Plaque-Assays konnte keine replikationsfähigen SARS-CoV-2 Viren aus dem Darmgewebe von Patienten mit viraler Antigenpersistenz kultiviert werden. „Long-COVID“ Symptome wurden von der Mehrzahl der Patienten mit viraler Antigenpersistenz berichtet, nicht jedoch von Patienten ohne virale Antigenpersistenz.
Schlussfolgerung Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Persistenz von SARS-CoV-2 Antigenen in infiziertem Gewebe eine Grundlage für „Long-COVID“ darstellt. Das Konzept, dass virale Antigenpersistenz eine Störung des Immunsystems und „Long-COVID“ auslöst, ist durch kontrollierte klinische Studien zu validieren.
Publication History
Article published online:
26 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany