Z Gastroenterol 2022; 60(08): e516
DOI: 10.1055/s-0042-1754806
Abstracts | DGVS/DGAV
Neurogastroenterologie und Motilität
Neurogastroenterologie: Grundlagen
Donnerstag, 15. September 2022, 16:35–17:31, Saal 7

Mechanismen der Aktivierung gastraler Kontraktilität durch Methylenblau

Autoren

  • R Patejdl

    1   Universitätsmedizin Rostock, Oscar-Langendorff-Institut für Physiologie, Rostock, Deutschland
  • B Schulz

    1   Universitätsmedizin Rostock, Oscar-Langendorff-Institut für Physiologie, Rostock, Deutschland
  • M Stahr

    1   Universitätsmedizin Rostock, Oscar-Langendorff-Institut für Physiologie, Rostock, Deutschland
 

Einleitung Die intakte, koordinierte Kontraktion der glatten Muskulatur des Magens ist die Voraussetzung für dessen regelrechte Funktion. Sie hängt von einer Vielzahl struktureller und dynamischer Voraussetzungen ab und ist entsprechend häufig im Rahmen sehr unterschiedlicher Krankheitsprozesse verändert. Methylenblau (MB) verstärkt die rhythmischen Druckschwankungen isolierter Mägen über bislang unbekannte Mechanismen. Unbekannt ist ferner, ob die Substanz auch an isolierter Magenmuskulatur analoge Wirkungen entfaltet.

Ziele Gegenstand der vorliegenden Studie ist die Aufklärung der für die MB-abhängige Aktivierung verantwortlichen Signalwege und Zelltypen.

Methoden Isolierte Mägen sowie Streifenpräparate von Magenantrummuskulatur ohne adhärente Mukosa wurden von CD1-Mäusen gewonnen und im Organbad untersucht.

Ergebnis An isolierten Mägen wurden regelhaft rhythmische Kontraktionen mit Frequenzen zwischen 3 und 5/min gemessen. Unter MB (50µM) kommt es zu einer deutlichen Erhöhung der Amplitude der Spontanaktivität, welche weder durch vorherige Zugabe von TTX noch von L-NAME geblockt werden. Isolierte Streifenpräparate des Magenantrums zeigen variable Kontraktionsmuster mit langsamen Frequenzanteilen (3-5/min) sowie schnellen Frequenzen (10-20/min). MB bewirkt an Streifenpräparaten ebenfalls eine Steigerung der phasischen Aktivität, die allerdings im Gegensatz zum Druckverlauf am intakten Magen mit einem anhaltenden Anstieg der Grundlinie verbunden ist. Sowohl in Streifenpräparaten als auch im intakten Magen war konstant eine spezifische Anfärbung von Strukturen des Plexus myentericus erkennbar.

Schlussfolgerung Die Daten zeigen, dass MB direkt und ohne vermittelnde Wirkungen der Mukosa die Spontanaktivität der Magenmuskulatur steigert. Der Effekt ist auch in sehr kleinen isolierten Präparaten nachweisbar und ermöglicht zukünftige weitergehende Studien zu den beteiligten Rezeptoren und Wirkmechanismen mit dem Ziel, weitere Erkenntnisse zur Pathophysiologie des gastralen Pacemakings und seiner therapeutischen Beeinflussung zu gewinnen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022

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